Ärzte und Pflegefachkräfte kämpfen häufig mit Ekzemen an den Händen. Wir verraten euch, wie sie entstehen und wie ihr sie vermeidet.
„Wir sehen, dass die Prävention beruflicher Hauterkrankungen bundesweit in den letzten zehn bis 20 Jahren große Fortschritte gemacht hat“, sagt Prof. Skudlik im Gespräch mit DocCheck. Er ist Chefarzt am Institut für interdisziplinäre Dermatologische Prävention und Rehabilitation (iDerm) und der Dermatologie am BG Klinikum Hamburg sowie Vorsitzender der AG Berufs- und Umweltdermatologie der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG). Herausforderungen gäbe es aber trotzdem. „Nach wie vor werden der gesetzlichen Unfallversicherung pro Jahr immer noch rund 20.000 Verdachtsfälle beruflicher Hauterkrankungen gemeldet, wobei wir von einer großen Dunkelziffer ausgehen.“ In mehr als 90 Prozent aller Fälle handelt es sich um Kontaktekzeme der Hände.
„Zu den bekannten Risikofaktoren gehört die sogenannte Feuchtarbeit“, weiß Skudlik. „Das sind Tätigkeiten im nassen Milieu, auch zusammen mit Handschuhen, in denen man schwitzt.“ Gefährdend kann ebenso der Umgang mit irritierenden Chemikalien oder der Kontakt mit Allergenen sein. „Und nicht zu vergessen: Es gibt auch innere Risikofaktoren, sprich eine anlagebedingt erhöhte Hautempfindlichkeit, meist aufgrund einer Atopie“, so Skudlik. Auch schlechte Arbeitsbedingungen, etwa durch zu wenige Schutzmaßnahmen vor Ort, seien hier zu nennen.
Experten des Berufsverbands der Deutschen Dermatologen (BVDD) führen das toxische Kontaktekzem nicht nur auf akut-toxische Effekte zurück, etwa durch die Einwirkung von Chemikalien. Wesentlich häufiger sind kumulativ-subtoxische Effekte, etwa durch Wasser und Seife beim ständigen Händewaschen. Solche Einflüsse schwächen die Barrierefunktion der Haut langsam, aber sicher – und schädliche Stoffe können Entzündungen in tieferen Hautschichten auslösen. Oft beginnen die Beschwerden im Finger-Zwischenraum mit Irritationen und einer sich rötenden, schuppenden Haut. Langfristig kann die schlechtere Barrierefunktion der Haut einem allergischen Kontaktekzem Vorschub leisten.
Seltener beobachten Dermatologen allergische Kontaktekzeme recht früh im Krankheitsgeschehen. In der ersten Phase kommt die Haut mit Allergenen in Berührung, was unbemerkt zur Sensibilisierung führt. Erst nach wiederholtem Kontakt kommt es zu der Hautreaktion selbst. Zu den wichtigsten Auslösern zählen verschiedene Metalle und Metallsalze wie Nickel und Chrom, aber auch Farbstoffe, Duftstoffe und Kunststoff-Zubereitungen. Auch Bestandteile von Schutzhandschuhen, etwa Vulkanisationsbeschleuniger, können Allergien verursachen. Umso wichtiger ist es, den Auslöser zu finden und die weitere Exposition im Job zu verhindern.
Etwas anders sieht es beim atopischen Ekzem aus. Patienten haben eine genetische Veranlagung, die ihre Hautbarriere schwächt – und damit eine generell erhöhte Gefahr der Sensibilisierung. Arbeiten sie in Bereichen, die unserer Haut schaden, etwa durch ständiges Händewaschen, kann das zum atopischen Handekzem führen. Typisch sind kleine Bläschen an Innenflächen der Hand sowie an den seitlichen Kanten der Finger. Die Beschwerden verlaufen oft in Schüben.
Doch soweit muss es nicht kommen. „Mit konsequentem Hautschutz lässt sich das Risiko von Handekzemen deutlich verringern“, erklärt Skudlik. Im Zweifelsfall sollten Mitarbeiter die Sicherheitsfachkraft des Betriebes oder ihren Betriebsarzt um Rat fragen. Die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) hat für zahlreiche Professionen und Tätigkeiten Pläne entwickelt, auch für Mitarbeiter in Arzt- und Zahnarztpraxen, im Krankenhaus oder in Apotheken.
Einige Tipps der BGW für den OP-Bereich, um das Risiko von Handekzemen zu verringern:
Das bestätigt auch Dr. Uwe Schwichtenberg vom Berufsverbandes der Deutschen Dermatologen: „Desinfektionsmittel ist dafür gedacht, regelmäßig auf die Haut zu kommen. Wasser ist dafür nicht gedacht“, sagt er. Sein Rat: „Lieber zehn Mal die Hände desinfizieren als einmal waschen.“ Zwar löst der Alkohol in den Desinfektionsmitteln die Fette der Haut. Doch beim Verdunsten bleibt ein Großteil der Lipide auf der Haut zurück. Beim Waschen transportiert sie das Wasser jedoch ab. Nur bei verschmutzen Händen machen Wasser und Tensid wirklich Sinn.
Bildquelle: Kelly Sikkema, unsplash