„Bitte essen Sie keinen Schimmel“ – ja, bei einigen Patienten muss man wirklich bei Null anfangen. Welche Tipps ihr denen mitgeben könnt, die sich schützen wollen, aber absolut nicht wissen, was sie tun sollen.
Krisenzeit bedeutet: Liefer- und Beschaffungsprobleme verschiedenster Medikamente und Grundversorgungsmittel sowie ein sehr belastetes Gesundheitssystem mit vielen Kranken, auch beim Personal. Das ist leider kein Zukunftszenario, das ist aktuelle Realität. Es ist kein Grund zur Panik, denn das hilft niemandem. Aber es braucht jetzt mehr Geduld, Zeit und viel Flexibilität.
Am besten sollte man erst gar nicht in Behandlung müssen oder gar zum Notfall werden, denn das Notfallnetz, das uns normalerweise zur Verfügung steht, kann sehr löchrig geworden sein. Der überlastete Rettungsdienst braucht Stunden statt Minuten, um vor Ort zu sein; Kliniken fehlt der Platz zur Aufnahme; bis zum nächsten Krankenhaus mit freiem Platz zu fahren, dauert und Zeit spielt bei Notfällen eine wichtige Rolle. Und auch danach in der Klinik kann der Service wirklich heruntergefahren sein, wenn Ärzte und Pflegepersonal fehlen.
Und wie wird man kein Notfall? Indem man möglichst vorbeugt. Das ist nicht wirklich beliebt. Wie Virologe Drosten schon sagte: „There is no glory in prevention“ – es liegt kein Ruhm in der Vorbeugung. Beim Retten, Behandeln und Pflegen kann man durchaus heldenhaft auftreten und es kommt der Umwelt auch so vor, aber nicht beim (meist stillen) Vorbeugen. Die häufigsten Ursachen, weshalb Leute im Spital landen, sind: Verletzungen/Unfälle, Kreislaufprobleme, Probleme mit dem Atmungsystem, Krebs, psychische Probleme, Probleme im Magen-Darm- und Urogenitaltrakt.
Eine allgemeine Vorbereitung für einen ärztlichen Notfall beinhaltet, wichtige Informationen über sich und Familienmitglieder aufzuschreiben und auf Smartphone oder Papier bei sich zu haben:
Vorsicht bei gefährlichen Sportarten: Gerade in der Winterzeit sind Schlitten- und Skifahren sowie Snowboarden beliebt – und gefährlich. Zieht euch entsprechend an (Protektoren), bleibt auf der Piste, achtet auf Lawinenwarnungen und fahrt den Umständen und dem Können angepasst und vorsichtig. Ich war Skileiterin und weiß, dass es auch unter normalen Umständen schon dauern kann, bis man jemanden von der Piste gerettet hat. In Zeiten wie diesen ist das noch mehr zu vermeiden. Auch im Straßenverkehr ist Vorsicht angesagt. Denkt an die richtigen Reifen auf dem Auto, tragt Gurt oder Helm und steigt auch mal ab und lauft, wenn ihr mit dem Fahrrad unterwegs seid: Es kann rutschig sein.
Die beste medizinische Vorbeugung ist das Impfen. Influenza und Covid verursachen bei einem Anteil Betroffener ernsthafte Beschwerden. Pertussis trifft kleine Kinder hart. Je mehr daran erkrankt sind, desto mehr landen auch in der Klinik. Indem man sich dagegen impft, kann man sich und andere davor schützen.
Man impft gegen Krankheiten, bei denen es sinnvoll ist, sie zu meiden. Leider kommen viele dieser Krankheiten jetzt wieder mehr vor – und mehr Kranke bedeuten auch mehr schwer Betroffene. Bei einer Risikoabschätzung gewinnt immer die Impfung gegenüber der Krankheit, die möglichen Nebenwirkungen einer Impfung sind nachgewiesen viel seltener als Krankheitsfolgen. Deshalb: Kontrolliert eure Impfpässe oder lasst kontrollieren, ob die Grundimmunisierung vorhanden und die letzte Impfung nicht zu lange her ist. Für einen Kurz-Check:
Daneben sollten wir 2020 gelernt haben, wie man die Ausbreitung von Viren allgemein eindämmt: Social Distancing, Maske tragen, Hygienemaßnahmen wie Hände desinfizieren, ins Taschentuch oder die Ellbeuge niesen. Das hilft auch gegen die Ansteckung durch andere Erkältungsviren.
Es ist eine schlechte Idee, Vorsorgeuntersuchungen auszulassen oder zu lange zu verschieben. Manches kann man selber machen: Frauen sollten ihre Brüste regelmäßig abtasten, Männer die Hoden. Anderes muss beim Arzt getestet werden: Der Kontrollabstrich der Gebärmutter bei den Frauen, die Mammographie bei den älteren Frauen. Die Prostatauntersuchung beim Urologen für die Männer. Darmkrebs-Screening und Muttermal-Kontrolle sollte jeder machen. Bei gefährdeten Personen, zum Beispiel bei einer positiven Familiengeschichte, gibt es Blutuntersuchungen auf manche Krebsmarker.
Unbedingt hierhin gehört auch die Impfung gegen HPV – die Viren verursachen Gebärmutterhalskrebs und andere dadurch verursachte Krankheiten. Die Abnahme an diesen Krebsarten ist bemerkenswert, es wird deshalb auch empfohlen, männliche Kinder und Jugendliche zu impfen, die sonst Überträger sein können.
Ansonsten: nicht Rauchen, Sonnenschutz, ausgewogene Ernährung, genug Bewegung, Übergewicht vermeiden. Und bei Gesundheitsproblemen nicht allzu lange den Arzt-Besuch aufschieben. Je früher man den Krebs, oder auch Diabetes etc., erwischt, desto besser sind die Aussichten.
Lebensmittel können schlecht werden und mit Bakterien, Viren oder Pilzen kontaminiert sein. Je nach Lagertemperatur kann das ziemlich schnell gehen, wenn etwas nicht konserviert ist und offen stehengelassen wird. Die heutige Generation mit Kühlschränken und Tiefkühlern und Konservierungsmitteln scheint sich da vielem nicht mehr so bewusst zu sein.
Lebensmittelvergiftungen kann man sich rasch einfangen. Vorsicht bei Geflügelprodukten und Fleisch: Separate Teller für rohes und gekochtes Fleisch verwenden und lang genug erhitzen. Speisen, die rohe Eier enthalten, sind wirklich nicht lange haltbar, vor allem bei warmen Umgebungstemperaturen; wir reden hier von Stunden. Dasselbe gilt auch für angeschnittene Früchte. Wichtig: Gemüse und Früchte vor dem Verzehr schälen und/oder waschen, um Insektizide und andere Kontaminationen zu entfernen. Pilze nur essen, wenn sie wirklich bekannt und sicher essbar sind. Sachen mit Schimmel ganz wegwerfen, nicht nur den befallenen Teil. Wenn etwas seltsam riecht, nicht mehr essen. Aufgeblähte Behältnisse entsorgen und nicht mehr verwenden.
Im Zweifel: Cook it, boil it, peel it or forget it. Neben den Bakterien gibt es verschiedene Viren, die Magen-Darm-Grippe verursachen, wie das Norovirus, Rotavirus, Coronavirus. Auch hier kann man durch hygienische Maßnahmen einen Großteil der Übertragungen verhindern. Hände waschen, Desinfizieren von Oberflächen und auch Masken können helfen.
Psychische Probleme können sich neben Burn-Out und Depression auch in sehr akuten Beschwerden wie Panikattacken äußern – mit Symptomen, die zum Beispiel einem Herzinfarkt ähneln. Sie schlagen sich auf Dauer auch in möglicherweise ernsten anderen körperlichen Beschwerden nieder, wie Magen-Darm- oder Herz-Kreislauf-Problemen. Vorzubeugen, ist wichtig, aber schwierig. Dazu gehört, Resilienz zu entwickeln, sich Hilfe von außen zu holen, auf sich zu hören, seine Probleme mit jemandem besprechen zu können, Selbsthilfegruppen. Wenn es geht, auch zum Psychologen und Psychiater – allerdings ist da die Wartezeit sehr lang.
In diesem Sinne: Bleibt gesund! Passt auf euch und eure Liebsten auf. Beugt vor, wo ihr könnt, seid vorsichtig und umsichtig in dem, was ihr tut. Damit – falls doch etwas passiert – der Rettungsdienst euch helfen kann.
Disclaimer der Autorin: Dies sind Tipps zu Gesundheitsthemen, gegeben von einer Apothekerin. Die medizinischen Informationen, die hier geäußert werden, dienen der Diskussion und Unterhaltung. Sie sollten nicht als einzige Informationsquelle für medizinischen Rat verwendet werden. Wer die im Blog oder den Kommentaren geäußerten Ratschläge verwendet, ohne einen Arzt oder andere Fachperson aufgesucht zu haben, ist selbst voll verantwortlich für die Konsequenzen.
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