Die Omikron-Subvariante XBB.1.5 breitet sich in den USA explosionsartig aus. Einen Grund dafür konnten Wissenschaftler schon ausfindig machen. Was die Variante so besonders macht, lest ihr hier.
Eine neue Omikron-Subvariante macht von sich Reden. In den USA sorgt sie womöglich schon für steigende Hospitalisierungszahlen und wie gewohnt schlägt Gesundheitsminister Karl Lauterbach per Twitter Alarm: „Hoffentlich kommen wir durch den Winter, bevor eine solche Variante sich bei uns ausbreiten kann“, schreibt er. Auf dem Kurznachrichtendienst kommt man kaum um Neuigkeiten und Erklär-Threads von Virologen über die neue Variante XBB.1.5 herum.
Aber wieso zieht XBB.1.5 überhaupt so viel Aufmerksamkeit auf sich? Das liegt vor allem daran, dass sie scheinbar noch viel infektiöser ist, als bisherige Varianten. Darauf deutet zumindest die explosionsartige Ausbreitung in den USA hin. Laut dem Varianten-Tracker des CDC stieg der Anteil von XBB.1.5 von 4 % Anfang Dezember auf über 40 % Ende des Monats. Im Nordosten der USA ist die Variante schon für 75 % der Fälle verantwortlich. Laut eines Berichts des European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) vom 5. Januar wurde die Variante auch schon in einigen europäischen Ländern nachgewiesen, unter anderem auch in Deutschland.
Was die Variante so besonders macht, ist, dass es sich bei ihr um eine sogenannte rekombinante Variante handelt. Das bedeutet, dass XBB.1.5 nicht schlicht der Abkömmling einer Omikron-Linie ist – sondern ein genetischer Mix aus zwei verschiedenen Varianten. Eine Rekombinante kann entstehen, wenn eine Person mit zwei verschiedenen Virusvarianten infiziert ist. In diesem Fall hat sich wohl das genetische Material von BJ.1 und BM.1.1.1 vermischt; zwei Varianten, die schon vorher in Umlauf waren, aber zu keinen größeren Ausbrüchen führten. Daraus entstand XBB, der direkte Vorfahre von XBB.1.5, auf den Forscher schon vor einiger Zeit ein Auge geworfen hatten. Für einige Rekombinanten wurden inzwischen schon eigene Pangolin-Linien etabliert und mit dem Buchstaben X im Namen gekennzeichnet. So existiert etwa die Linie XD, die aus Delta und Omikron-BA.1 entstanden ist und XE, die eine Mischung aus BA.1 und BA.2 darstellt.
Im Vergleich zu XBB hat XBB.1.5 einen entscheidenden Vorteil: Die Schlüsselmutation S486P, die die Bindung an ACE2 verbessert. ACE2 dient bekanntermaßen als Haupteintrittspunkt für SARS-CoV-2 in die menschliche Zelle. Die Variante scheint sich deswegen leichter verbreiten zu können als andere Varianten, was sich gerade in den USA zeigt. Allerdings könnte auch die geringere Impfquote in den USA zur Ausbreitungsdynamik beitragen. Ob sich XBB.1.5 auch in Europa zur dominanten Variante entwickelt, ist indes noch nicht klar. Wie die ECDC in ihrem oben genannten Bericht anmerkt, wurden „während der Pandemie mehrfach große Unterschiede in der Variantenzirkulation zwischen Nordamerika und Europa beobachtet.“
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