Das Jahr 2023 beginnt mit einem traurigen Rekord: Mehr als 1.100 Hunde und Katzen wurden rund um den Jahreswechsel von ihren Besitzern getrennt und vermisst. Die Statistik liefert ein weiteres Argument gegen privates Böllern.
Die Tierschutzorganisation TASSO betreibt Europas größtes Haustierregister und erhebt jährlich die Zahl der entlaufenen und gefundenen Haustiere. In den vergangen zwei Jahren war der Verkauf von Böllern verboten, 2020 galten zudem strenge Kontaktbeschränkungen. In diesen beiden Jahren hatte sich die Zahl der vermissten Tiere reduziert, blieb aber dennoch auf einem deutlich höheren Niveau als an normalen Tagen (2020/2021: 540 und 2021/2022: 729). Von 2022 auf 2023 war nun wieder alles erlaubt und verfügbar. Welche Auswirkungen das unter anderem hatte, zeigen die Zahlen der geflohenen Tiere. 667 entlaufene Hunde und 500 vermisste Katzen – das ist die Bilanz vom 31. Dezember 2022 und 1. Januar 2023.
Besonders deutlich wird das beim Blick auf die entlaufenen Hunde. Wurden 2022 an einem durchschnittlichen Tag 88 Hunde vermisst, waren es an Silvester und Neujahr zusammen 667, also 333 Hunde am Tag. „Das ist ein unglaublicher Anstieg, den wir auch in diesem Jahr wieder bei unserem Anrufaufkommen gespürt haben“, sagt Heike Wempen-Dany, Leiterin der TASSO-Notrufzentrale. „Für den 1. Januar verzeichnen wir weit mehr als 850 Anrufe, das ist für einen Sonn- und Feiertag sehr ungewöhnlich. Die meisten waren zum Glück Fundmeldungen, also Anrufe, bei denen wir darüber informiert werden, dass ein Hund oder eine Katze aufgefunden wurde. Aber natürlich haben wir in der Nacht – vor allem in der Zeit von 0 bis 1 Uhr auch viele Meldungen von verzweifelten Tierhaltern und Tierhalterinnen entgegengenommen, deren tierischer Liebling entlaufen war.“
Die Silvesternacht ist immer wieder ein Ausnahmezustand bei TASSO, konstatiert Wempen-Dany. In diesem Zusammenhang erwähnt sie jedoch auch die überwältigende Hilfsbereitschaft von Tierfreunden, die sich in dieser Nacht um Hunde und Katzen kümmern, die ihnen zugelaufen sind.
Statt durchschnittlich täglich 246 entlaufenen Katzen waren es an Silvester und Neujahr 500 an zwei Tagen, also lediglich eine minimale Steigerung im Vergleich zu einem normalen Tag. Dass mittlerweile gleich viele oder sogar weniger Katzen rund um den Jahreswechsel verschwinden, könnte unter anderem daran liegen,
„Das alles bedeutet jedoch nicht, dass nicht auch Katzen rund um den Jahreswechsel angstvolle Stunden erleben, vor lauter Panik nicht fressen, sich zitternd in der Wohnung verstecken, sich vor lauter Stress nicht lösen können und schrecklich leiden“, stellt Heike Weber, Leiterin des Bereichs Tierschutz bei TASSO, klar. „Für Tiere bedeutet die Silvesterböllerei einfach nur enormen Stress. Jeder, der ein Haustier schon einmal durch die Silvesternacht begleitet hat, weiß genau, dass die Tiere Todesängste ausstehen – was natürlich gleichermaßen für Wildtiere gilt. Dabei könnten wir mit dem Verzicht auf privates Feuerwerk diesen Stress und dieses Leid einfach beenden!“
Um das Leid der Tiere langfristig zu lindern, spricht sich TASSO in einem Aktionsbündnis für ein endgültiges Verbot von privaten Silvesterkrachern und Feuerwerksraketen aus. In dem von der Deutschen Umwelthilfe (DUH) koordinierten Verbund engagieren sich auch die Gewerkschaft der Polizei (GdP), PETA Deutschland, das Deutsche Tierschutzbüro, VIER PFOTEN, die Stiftung für Tierschutz, das Jane Goodall Institut Deutschland, der Deutsche Tierschutzbund und der Bundesverband der Ärztinnen und Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes.
Der Beitrag basiert auf einer Pressemitteilung vom TASSO.
Bildquelle: Leo Rivas, unsplash