Wie ein Patient mit Ewing-Sarkom auf eine Therapie anspricht, ist schwer vorauszusagen. Forscher fanden heraus, dass sich die Tumoren in Kategorien einteilen lassen, die die Behandlung beeinflussen. Das Problem: Im Verlauf können beide Muster zutreffen.
Das Ewing-Sarkom ist eine schnell wachsende Form von Knochen- und Weichteilkrebs, an der in erster Linie Kinder und Jugendliche bis zum 15. Lebensjahr erkranken. Wird die Krankheit früh erkannt, liegt die 5-Jahres-Überlebensrate bei 70-80 %. Allerdings erleiden mehr als 25 % der Patienten mit einer ursprünglich lokal begrenzten Erkrankung – und ein weitaus höherer Prozentsatz mit einer metastasierender Erkrankung – einen Rückfall.
Eine von Experten des Cincinnati Children's Hospital geleitete Studie gibt nun Aufschluss darüber, warum die Behandlungsergebnisse von Patient zu Patient und sogar bei ein und demselben Patienten im Verlauf der Erkrankung variieren können. Das Forschungsteam unter der Leitung von Dr. Rashmi Hegde berichtet, dass es zwei Untergruppen von Ewing-Sarkomen gibt, die unterschiedlich auf eine gezielte medikamentöse Therapie ansprechen. Schreitet der Krankheitsverlauf voran, kann das Sarkom von ein und derselben Person sogar zu beiden Untergruppen passen. Dies deute darauf hin, dass wiederholt Biopsien erforderlich sind, um die Therapie bestmöglich einstellen zu können.
Das schnelle Zellwachstum bei vielen Krebsarten hängt stark vom Zellsignalweg des insulinähnlichen Wachstumsfaktor-1-Rezeptors (IGF-1R) ab. Beim Ewing-Sarkom reagieren die Tumore jedoch unterschiedlich auf Medikamente, die diesen Signalweg blockieren sollen – und zwar je nachdem, ob sich die Rezeptoren in oder auf der Krebszelle befinden. In einer Gruppe von Tumoren fand das Team diese kritischen Rezeptoren konzentriert in den Kernen der Tumorzellen. In diesem Fall fördert IGF-1R die Toleranz gegenüber DNA-Schäden, was die Tumorzellen weniger angreifbar für Behandlungen macht. In einer anderen Gruppe hingegen befanden sich die Rezeptoren hauptsächlich in den äußeren Zellmembranen: Die Tumorzellen standen unter hohem Replikationsstress und waren somit anfälliger für eine Behandlung mit dem Versuchspräparat Linsitinib.
In weiteren Labortests fand das Team schließlich eine Möglichkeit, Tumoren mithilfe von nukleärem IGF-1R zu schrumpfen. Dazu war eine Kombination aus Linsitinib und einem anderen Wirkstoff namens AZD1775 erforderlich – ein Checkpoint-Inhibitor, der die Funktion des WEE1-Proteins hemmt, welches die Zellteilung reguliert. „Während der kombinierte Behandlungsansatz die Tumoren beider Gruppen schrumpfen ließ, deuten die höheren Kosten und das größere Nebenwirkungspotenzial der Kombinationstherapien darauf hin, dass der Zwei-Wirkstoff-Ansatz für Patienten mit IGF-1R-haltigen Tumoren von größerem Nutzen sein könnte“, erklärt Dr. Hegde.
Mit der derzeitigen Technologie könnten die Behandlungsteams im Laufe der Krankheitsbehandlung mehrere Biopsien durchführen, um die beste Behandlungsmethode zu bestimmen. Doch Biopsien können schmerzhaft und mit Risiken verbunden sein. „Das bedeutet, dass mehr Forschung erforderlich ist, um Biomarker zu finden, die aus dem Blut oder auf andere weniger invasive Weise gewonnen werden können und dennoch eine genaue Unterscheidung zwischen diesen Klassen von Ewing-Sarkom-Tumoren ermöglichen“, sagt Studienautorin Dr. Hegde.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung des Cincinnati Children's Hospital Medical Center. Hier findet ihr die Originalpublikation.
Bildquelle: Uriel Soberanes, unsplash.