Viele Menschen sind im Winter antriebslos und haben schlechte Laune. Wie das saisonale Stimmungstief entsteht und was ihr euren Patienten raten könnt, lest ihr hier.
Na, spürt ihr ihn schon, den Winter-Blues? Dann geht es euch wie etwa einem Drittel der Deutschen, die im Winter in ein Stimmungstief fallen. Das dunkle, kalte Wetter schlägt Vielen auf die Stimmung. Von einer saisonal bedingen Depression, auch als Winterdepression bezeichnet, spricht man, wenn sich Symptome depressiver Episoden vor allem im Winter zeigen. Als Auslöser vermuten Fachleute die reduzierte Tageslicht-Dauer im Winter, durch die im Gehirn Stoffwechselprozesse auslöst werden, die mit einer Art Winterschlaf vergleichbar sind.
Wichtig ist, hierbei zwischen Winterblues, Winterdepression und einer typischen Depression zu unterscheiden. Während es sich bei ersterem eher um ein Stimmungstief handelt, bei dem Betroffene meist noch all ihren alltäglichen Aufgaben nachkommen können, handelt es sich bei einer Depression um eine Erkrankung. Im einen Fall tritt sie saisonal auf, im anderen permanent. Neben der Saisonalität kann die Winterdepression außerdem mit gesteigertem Appetit auf Kohlenhydrate oder Süßes und vermehrtem Schlafbedürfnis einhergehen, während es bei typischen Depressionen eher zu Appetitlosigkeit und Schlafstörungen kommt.
In den meisten Fällen wird das winterliche Stimmungstief also eher in die Kategorie Winterblues fallen. Aber, was könnt ihr euren Patienten Raten, um durch die dunkle Jahreszeit zu kommen?
„Versuchen Sie, in den frühen Morgenstunden mindestens eine Stunde natürliches Licht zu bekommen, am besten eine Stunde nach der üblichen Weckzeit, wenn die zirkadiane Uhr am empfindlichsten auf Licht reagiert. Das gilt unabhängig von der Uhrzeit, zu der Sie aufwachen, solange es morgens ist“, rät John Brhel, Neurowissenschaftler mit dem Schwerpunkt Ernährung. Im Winter verlassen viele Menschen im Dunklen das Haus und kehren ebenfalls im Dunklen wieder zurück. Ein Alltag ohne Tageslicht ist die Folge.
Eine Lichttherapie kann oftmals bei den Symptomen des Winterblues helfen. „Für Menschen, die in nördlichen Breitengraden leben, wo es im Winter nur wenig Sonne gibt, können auch Lichttherapieboxen, die das Außenlicht nachahmen, wirksam sein.“ Das wenige Tageslicht und die Dämmerung bereits am Nachmittag führt im Winter dazu, dass Serotonin früher in Melatonin umgewandelt wird. Diese verfrühte Melatoninausschüttung kann zur Folge haben, dass der Schlaf-Wach-Rhythmus gestört wird. Bei manchen Menschen kann das zu Stimmungsschwankungen, Tagesmüdigkeit und einem Verlust der Appetitregulierung führen – ungesundes Naschen ist die Folge. „Menschen mit diesen saisonal abhängigen Störungen sehnen sich oft nach Lebensmitteln, die reich an Einfachzuckern sind, wie z. B. Süßigkeiten, da ein enger Zusammenhang zwischen Kohlenhydratkonsum, Appetitregulierung und Schlaf besteht“, so Brhel.
Ausreichend Bewegung am Tag und das Vermeiden von Kaffee, Tee und schweren Mahlzeiten einige Stunden vor dem zu Bett gehen können helfen, die Schlafqualität zu verbessern. „Bewegung ist wichtig – sie erhöht die Serotoninproduktion und unterstützt die zirkadiane Regulation. Eine ausgewogene Ernährung mit komplexen Kohlenhydraten und gesunden Proteinen unterstützt außerdem eine stetige Serotonin- und Melatoninproduktion“, so der Neurowissenschaftler. Entspannungsübungen und eine beruhigende Abendroutine können außerdem helfen, den Stress vom Tag abzubauen.
Wer diese kleinen Kniffe beachtet, kann seinem Körper dabei helfen, den durcheinander gekommenen zirkadianen Rhythmus schneller wieder einzustellen.
Bildquelle: Yang Shuo, unsplash