Mehr als drei Stunden täglich verbringen Ärzte allein mit der schriftlichen Dokumentation ihrer Arbeit. Eindeutig zu viel, wie das „Bündnis JUNGE ÄRZTE“ in einem Positionspapier kritisiert. Die zunehmende Arbeitsverdichtung ginge auf Kosten der Patienten.
Der wirtschaftliche Druck führe früher oder später zu Qualitätseinbußen in der medizinischen Versorgung: „Bereits heute geht dies auf Kosten dessen, wofür wir Arzt geworden sind: Behandeln, Heilen und der Kontakt zum Patienten“, bemängelt Dr. med. Alexis Müller-Marbach, der die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e.V. (DGIM) in dem Bündnis vertritt. Eine alternde Gesellschaft und moderne, aufwendige Therapien treiben die Kosten im Gesundheitswesen in die Höhe. Viele Kliniken reagieren darauf mit Einsparungen, auch beim Personal. „Gerade die Behandlung chronisch Kranker und Patienten mit Mehrfacherkrankungen nehmen sehr viel Zeit in Anspruch – das persönliche Gespräch bleibt da mitunter auf der Strecke“, sagt Müller-Marbach, Oberarzt an der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie des Universitätsklinikums Düsseldorf. Doch insbesondere die in der Betreuung und Dokumentation zeitintensiven Patienten, wie beispielsweise Menschen mit seltenen Erkrankungen, seien aus rein finanzieller Sicht für Kliniken unattraktiv. Dies müsse das DRG-System ausgleichen, das die Vergütungen im Gesundheitswesen regelt. Das Bündnis fordere dafür klare Kriterien, anstelle der erneut dokumentationsintensiven Nachweispflicht des Aufwands im Einzelfall. Die DGIM begrüßt das Positionspapier des „Bündnis JUNGE ÄRZTE“, so DGIM Generalsekretär Professor Dr. med. Dr. h.c. Ulrich R. Fölsch: „Viel zu häufig gehen Einsparungen in Kliniken auch zu Lasten einer anspruchsvollen Aus- und Weiterbildung.“ Doch gerade diese sei wichtig, um die medizinische Versorgung in ihrer jetzigen Qualität auch für die Zukunft zu erhalten. „Auf den hohen Kosten, die durch die Aus- und Weiterbildung entstehen, dürfen die Kliniken nicht sitzenbleiben“, betont Professor Fölsch.
Das Bündnis schlägt daher vor, die finanzielle Förderung von Weiterbildung an Qualitätskriterien zu koppeln, um hochwertige Programme zu fördern. Darüber hinaus spreche man sich, so die jungen Ärzte weiter, dafür aus, Arbeitsabläufe zu reformieren. Nur so könne sich der Arzt wieder auf seine eigentliche Tätigkeit, die Behandlung von Patienten, konzentrieren. Eine Möglichkeit sei hier die Delegation nicht-ärztlicher Aufgaben an geschultes Personal. Aber auch ganz praktisch orientierte Lösungsansätze könnten die Ärzte entlasten: Schon effizientere IT-Systeme sparen Zeit, die den Patienten direkt zu Gute kommt.