Infizieren sich nierentransplantierte Patient*innen mit SARS-CoV-2, haben sie unter anderem aufgrund der immunsuppressiven Therapie ein hohes Risiko, schwer an COVID-19 zu erkranken. Selbst nach mehrmaliger Impfung ist der Schutz vor einer Erkrankung nur unzureichend.1 Dies konnten Wissenschaftler*innen der Universität Heidelberg in verschiedenen Studien zeigen, in denen sie das Impfansprechen von Nierentransplantierten im Vergleich zu Normalgesunden untersuchten.1-3
Sie konnten nachweisen, dass nach der Zweitimpfung nur knapp ein Drittel der 135 eingeschlossenen Patient*innen Antikörper gegen SARS-CoV-2 bildeten, im Gegensatz zu 100 Prozent der gesunden Kontrollgruppe.1 Auch bei Patient*innen, die nach der Zweitimpfung spezifische Antikörper ausbildeten, war deren Menge zu gering, sodass die Varianten Alpha, Beta und Delta signifikant schlechter neutralisiert wurden.1,2
Etwa 40 % der transplantierten Patient*innen zeigten selbst nach einer Drittimpfung keine ausreichende Bildung von Antikörpern, um eine Infektion mit SARS-CoV-2 zu verhindern oder abzumildern. Vor allem die Omikron-Variante konnte den Impfschutz umgehen.1,3
Zur Verbesserung des Impfansprechens entwickelten die Wissenschaftler*innen jedoch einen möglichen Ansatz.1,4 So beobachteten sie, dass vor allem Patient*innen, die eine dreifach immunsuppressive Therapie inklusive des Wirkstoffs Mycophenolsäure erhielten, schlecht auf die Impfungen ansprachen.1,4 Um dem Immunsystem die Möglichkeit zu geben, besser auf die Impfung zu reagieren, wurde daraufhin das Medikament unter engmaschiger Kontrolle der Transplantatfunktion pausiert und die Patient*innen erneut geimpft.1,4
Nach diesem Vorgehen zeigte sich ein deutlich besseres Impfansprechen ohne erhöhtes Abstoßungsrisiko, wobei höhere Antikörperspiegel mit einer besseren Neutralisierung der Varianten Delta und Omikron verbunden waren.4 Am stärksten waren diese Effekte ausgeprägt, wenn Mycophenolsäure eine Woche vor der Impfung abgesetzt und für weitere 4 Wochen pausiert wurde.4
Die Wissenschaftler*innen merken an, dass die Pausierung von Mycophenolsäure ein geeignetes Vorgehen sein könnte, um das Ansprechen nierentransplantierter Patient*innen auf die COVID-19-Impfung zu erhöhen.4 Aus Sicherheitsgründen muss dieser Ansatz jedoch in enger Abstimmung mit dem Facharzt oder der Fachärztin erfolgen und kann nur bei Patient*innen angewendet werden, bei denen keine donorspezifischen Antikörper nachweisbar sind oder waren.1,4
Referenzen: