Moderna stellt erste Studienergebnisse eines mRNA-Impfstoffes gegen Krebs vor. Lest hier die Details.
Die Corona-Pandemie hat der mRNA-Impftechnologie einen echten Aufschwung verliehen. Zwar wird schon seit einigen Jahren an mRNA-Vakzinen gegen Krebs geforscht, doch größere randomisierte Studien fehlten bislang. Jetzt hat das US-Pharmaunternehmen Moderna zusammen mit MSD erste Phase-II-Studien-Ergebnisse ihres mRNA-Impfstoffes gegen Krebs vorgestellt. Sie würden erstmals die Wirksamkeit einer experimentellen mRNA-Krebstherapie demonstrieren, heißt es in der Pressemitteilung vom 13. Dezember.
Darum geht's: An der randomisierten open-label Phase-IIb-Studie nahmen 157 Melanom-Patienten im Stadium III/IV teil. Nach der operativen Entfernung der Tumoren erhielten sie entweder den PD-1-Inhibitor Pembrolizumab (Keytruda®) allein oder in Kombination mit dem mRNA-Impfstoff namens mRNA-4157. Insgesamt erhielten die Patienten der mRNA-Gruppe 9 Dosen des Vakzins und alle drei Wochen 200 mg Pembrolizumab.
Der Impfstoff ist dabei auf das DNA-Profil des Tumors eines jeden Patienten individuell angepasst und enthält maßgeschneiderte mRNA, die für bis zu 34 Neoantigene codiert. Neoantigene sind Proteine, die von Krebszellen produziert werden und sich von den Proteinen gesunder Zellen unterscheiden. Nach Verabreichung wird die mRNA im Körper in Proteine übersetzt, die das Immunsystem als fremd erkennt. Das trainiert das Immunsystem, die entarteten Zellen zu erkennen – und das scheint bei Melanom-Patienten zu funktionieren.
Verglichen mit der Antikörper-Therapie allein konnte die Kombi mit dem Vakzin das Risiko eines Rezidivs oder Tod nach einem Jahr Behandlung um 44 % senken (HR: 0,56; 95 % KI: 0,31-1,08). Die Kombination wurde von den meisten Probanden gut vertragen. Schwere Nebenwirkungen traten bei 14,4 % der Teilnehmer auf im Vergleich zu 10 % der Probanden, die nur Pembrolizumab erhielten.
„Der Einsatz der bahnbrechenden mRNA-Impfstofftechnologie zur Verbesserung des Ansprechens auf Immuntherapie-Medikamente ist höchst interessant“, kommentiert Andrew Beggs, Professor für Krebsgenomik an der University of Birmingham. Obwohl es sich um frühe Daten handele, sei es sehr ermutigend, in Zukunft vermutlich eine wirksame Behandlungsoption in der Hand zu haben.
Moderna und MSD wollen ihre Studienergebnisse jetzt bei Zulassungsbehörden einreichen und im kommenden Jahr eine Phase-3-Studie mit Melanom-Patienten starten. Damit liegen die beiden Pharmaunternehmen bei der Entwicklung eines Krebsimpfstoffes weit vorn – aber sie sind nicht die einzigen. Konkurrent Biontech etwa hat ebenfalls mehrere Vakzine in der Pipeline, unter anderem experimentiert das deutsche Unternehmen mit einem Impfstoff gegen Kolonkarzinome. Dabei kommt ein personalisierter mRNA-Impfstoff in Kombination mit der Immuntherapie namens Tecentriq® (Atezolizumab) von Roche zum Einsatz. Derzeit läuft dazu eine Phase-II-Studie.
Bildquelle: Diana Polekhina, unsplash