Patienten mit schwerem COVID-19 haben nach der Klinikentlassung ein hohes Risiko für kardiovaskuläre Komplikationen. Forscher haben jetzt untersucht, ob die Verschreibung von Antikoagulantien dabei helfen könnte.
Wegen der häufig auftretenden Gerinnungsstörungen unter COVID-19 wird bei hospitalisierten Patienten eine Prophylaxe mit Gerinnungshemmern zur Verhinderung von Thrombosen empfohlen. Doch auch nach der akuten Erkrankung haben diese Patienten ein höheres Risiko für Komplikationen. Eine retrospektive Kohortenstudie mit knapp 48.000 hospitalisierten SARS-CoV-2-Infizierten in England ergab, dass etwa 29 % dieser Patienten erneut eingewiesen wurden und 12 % nach der Entlassung starben.
Britische Forscher haben nun im Rahmen einer Studie namens HEAL-COVID untersucht, ob Patienten nach dem akuten Stadium von Antikoagulantien profitieren – in diesem Fall haben sie die Gabe des oralen Gerinnungshemmers Apixaban untersucht. Die Plattformstudie zielt darauf ab, Behandlungen zu finden, mit denen die Zahl derer, die nach dem Krankenhausaufenthalt sterben oder wieder eingewiesen werden, verringert werden kann.
402 Teilnehmer wurden in die Apixaban-Gruppe und 399 in die Standardbehandlung randomisiert. Sie erhielten zwei Wochen lang entweder zweimal täglich 2,5 mg Apixaban oder keine Antikoagulation (Standardbehandlung). Wie sich herausstellte, verhinderte die Verschreibung des oralen Gerinnungshemmers Apixaban jedoch nicht, dass COVID-Patienten im darauf folgenden Jahr sterben oder wieder ins Krankenhaus eingewiesen werden. Von den Teilnehmern, die Apixaban erhielten, wurden 117 während einer mittleren Nachbeobachtungszeit von 345 Tagen rehospitalisiert oder starben.
Zum Vergleich traten diese Ereignisse in der Standardbehandlungsgruppe bei 123 Teilnehmern ein. Es gab keinen statistischen Unterschied in der Sterbe- und Rehospitalisierungsrate (HR: 0,96 KI 99 %: 0,69 – 1,34). Die Ergebnisse zeigen, dass die prophylaktische Gabe von Gerinnungshemmern an Covid-Patienten außerhalb der Klinik keinen Nutzen bringt, schlussfolgern die Autoren.
„Diese ersten Ergebnisse der HEAL-COVID-Studie zeigen uns, dass ein blutverdünnendes Medikament […] unwirksam ist, um zu verhindern, dass Menschen sterben oder erneut ins Krankenhaus eingewiesen werden“, erklärt die Leiterin der Studie, Prof. Charlotte Summers, Intensivmedizinerin am Addenbrooke's Hospital und an der Universität von Cambridge. „Diese Erkenntnis ist wichtig, denn sie wird verhindern, dass Menschen unnötig geschädigt werden, ohne dass sie davon profitieren. Das bedeutet auch, dass wir weiter nach Therapien suchen müssen, die die längerfristige Genesung bei dieser verheerenden Krankheit verbessern.“
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