Dank medialer Aufmerksamkeit ist das Tabuthema Hodenkrebs nun keines mehr. Die erste Patientenleitlinie will nun auf gut 100 Seiten Antworten für Betroffene und Angehörige bieten. Erfahrt hier mehr!
Im Frühjahr und Sommer 2022 gingen gleich mehrere junge Fußball-Profis mit ihrer Hodenkrebserkrankung an die Öffentlichkeit. Damit war ein Tabuthema mitten in der Gesellschaft angekommen: Die Medien klären inzwischen über die häufigste Tumorerkrankung junger Männer auf. In der jüngst publizierten Patientenleitlinie Hodenkrebs finden Betroffene, Angehörige und Interessierte ab sofort medizinische Informationen zur Diagnostik, Therapie und Nachsorge. Die Patientenleitlinie basiert auf den Inhalten der ärztlichen S3-Leitlinie „Diagnostik, Therapie und Nachsorge der Keimzelltumoren des Hodens“. Beide Leitlinien wurden federführend von der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU) im Leitlinienprogramm Onkologie der AWMF mit der Deutschen Krebsgesellschaft und der Stiftung Deutsche Krebshilfe erstellt.
„Mit dieser ersten Patientenleitlinie zum Hodenkarzinom erhalten betroffene Patienten und deren Angehörige allgemeinverständliche Informationen zur Erkrankung und deren Behandlung auf aktueller wissenschaftlicher Basis. Für die Patienten bedeutet mehr Information gleichzeitig auch mehr Mitbestimmung bei Therapieentscheidungen“, fasst DGU-Präsident Prof. Martin Kriegmair die Bedeutung der Patientenleitlinie für die tägliche Praxis zusammen.
Auf rund 100 Seiten erhalten Betroffene Antworten auf eine Vielzahl ihrer Fragen rund um die Keimzelltumoren des Hodens. Dadurch werden die Patienten für das Arzt-Patienten-Gespräch gestärkt und sind in der Lage, wissenschaftlich fundierte Therapieentscheidungen mitzutragen. Alltagstipps im Umgang mit der Erkrankung sowie Hinweise auf Beratungs- und Hilfsangebote runden die Patientenleitlinie ab.
„Hodentumoren, aber auch deren Behandlung, gefährden in der Regel die Möglichkeit einer späteren Vaterschaft der Patienten. Daher ist es besonders wichtig, die jungen Patienten und ihre Angehörigen über die Möglichkeiten der Kryokonservierung von Spermien zum Fertilitätserhalt aufzuklären. Dieses Aufklärungsgespräch und auch die daran anschließenden fertilitätserhaltenden Maßnahmen müssen zwingend vor dem Start jeglicher Therapie durchgeführt werden“, sagt Prof. Sabine Kliesch, DGU-Koordinatorin der ärztlichen S3-Leitlinie und Mitautorin der Patientenleitlinie.
In Deutschland erkranken jedes Jahr ca. 4.000 meist junge Männer neu an einem Keimzelltumor des Hodens. Am häufigsten sind Männer im Alter zwischen 20 und 44 Jahren betroffen. „Auch um Risikofaktoren und die Früherkennung geht es in der neuen Patientenleitlinie Hodenkrebs. Jugendliche und junge Männer zwischen 14 und 45 Jahren sollten unbedingt den Hodencheck kennen, denn die regelmäßige Selbstuntersuchung der Hoden ist die wichtigste Früherkennungsmaßnahme“, ergänzt Prof. Laura-Maria Krabbe, DGU-Ressort Leitlinien und Qualitätssicherung. „Verändert sich die Größe eines Hodens, tritt ein Schweregefühl auf oder gibt es tastbare Verhärtungen, so können das Warnzeichen für ein Hodenkarzinom sein. Betroffene dürfen sich dann keinesfalls scheuen, einen Urologen oder eine Urologin aufzusuchen“, so Krabbe abschließend.
Dieser Artikel basiert auf einer Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Urologie. Die Leitlinie haben wir euch hier und im Text verlinkt.
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