Deutschland wird älter – und damit steigt die Zahl der altersbedingten Demenzpflegefälle. Doch wie sieht die Situation bei den Pflegenden aus? Sind sie überlastet? Das Deutsche Zentrum für Altersforschung liefert nun Daten.
Einen erheblichen Anteil daran, dass es Menschen mit Demenz gut geht und sie so lange wie möglich in ihrer eigenen häuslichen Umgebung bleiben können, tragen unterstützende und pflegende Angehörige, Freunde und Nachbarn. In Zeiten des demografischen Wandels wird erwartet, dass der Anteil demenziell erkrankter Menschen zunehmen wird.
Aufgrund fehlender repräsentativer Daten gab es bisher jedoch kaum Erkenntnisse über die Anteile Unterstützender und Pflegender von Menschen mit Demenz und wie sich ihre Situation von der pflegender Angehöriger von Menschen ohne Demenz unterscheidet.
Diese Forschungslücke konnte nun mit Daten des Deutschen Alterssurveys geschlossen werden. Es zeigt sich, dass in den Jahren 2020/2021 in Deutschland gute 14 Prozent der Personen ab 46 Jahren Unterstützung und Pflege für Angehörige ohne Demenz leisten und 3,5 Prozent der Personen in dieser Altersgruppe sich um Menschen mit Demenz kümmern.
In der Gruppe derer, die an Demenz erkrankte Menschen unterstützen, fühlt sich die Hälfte belastet durch diese Aufgabe – also deutlich mehr als bei den unterstützenden Angehörigen von nicht an Demenz Erkrankten (27 Prozent).
Es lässt sich also ein besonders hoher Bedarf an Unterstützung für pflegende Angehörige von Demenzkranken feststellen, beispielsweise in Form spezialisierter Dienstleistungen, speziell entwickelter Beratungsleistungen durch qualifizierte Pflegefachpersonen (Dementia Care Manager) oder der Verbesserung des Zugangs zu psychologischer Beratung von Angehörigen. Entsprechende Maßnahmen wurden bereits im Rahmen der Nationalen Demenzstrategie entwickelt.
Überraschenderweise fühlen sich Unterstützende und Pflegende von Menschen mit Demenz aber nicht weniger gesund, depressiver oder einsamer als Unterstützende und Pflegende von Menschen ohne Demenz. Es zeigen sich nicht einmal signifikante Unterschiede zu Personen, die gar keine Unterstützungsaufgaben übernehmen. Dieser Befund könnte daraufhin hindeuten, dass – bei aller Belastung – es von Angehörigen durchaus als sinnstiftend und bereichernd empfunden werden kann, an Demenz erkrankte Menschen zu begleiten, und ein wichtiges Indiz dafür sein, dass die Begegnung mit Menschen mit Demenz Berührungsängste abbaut, die in der Bevölkerung noch weit verbreitet sind.
Dieser Artikel beruht auf einer Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Altersforschung. Die Originalpublikation haben wir euch hier und im Text verlinkt.
Bildquelle: Danie Franco, unsplash