Wenn es ums Abnehmen geht, ist kaum eine Methode so bekannt wie das intermittierende Fasten. Eine Mahlzeit auszulassen, erscheint einfacher als strenges Kalorienzählen. Jetzt gibt’s neues Studienfutter dazu.
Übergewicht und Adipositas sind ein globales Problem, das sich immer weiter verschärft. Zu wenig Bewegung und ungünstige Ernährungsgewohnheiten – die Ursachen sind bekannt. Während dagegen längst kein Konsens zu effektiven Therapien besteht, scheinen Experten sich zumindest darauf einigen zu können, dass Ernährungsumstellungen in Verbindung mit einer Kalorienrestriktion sinnvolle Gegenmaßnahmen sind. Beruhend auf der vermeintlich simplen Gleichung, dass weniger Energie zugeführt als verbraucht wird, sollen sich die Pfunde so in den Griff bekommen und weitere gesundheitliche Beeinträchtigungen abwenden lassen.
Doch für viele Patienten ist eine Abnehmkur nur schwer durchzuhalten. Diätformen wie das Intervallfasten sollen beim Dranbleiben helfen und werden in den Medien als regelrechte Wundermittel gehypt. Doch es gibt auch Kritik – wie schlägt sich das zeitweise Fasten im Vergleich zu klassischen Abnehmdiäten?
Chinesische Forscher stellten die Methode jetzt auf den Prüfstand. In ihrer Studie untersuchten Deying Liu et al., ob die zeitliche Begrenzung der Nahrungsaufnahme – bei gleichzeitiger Kalorienrestriktion – einen zusätzlichen Effekt auf den Abnehmerfolg hat. Laut Studienprotokoll gingen sie davon aus, dass Intervallfasten plus Diät effektiver im Hinblick auf Gewichtsreduzierung und Verringerung kardiovaskulärer Risikofaktoren sein würde als eine alleinige Diät.
Um diese Hypothese zu untersuchen, rekrutierten die Wissenschaftler 139 adipöse Teilnehmer (BMI von 28–45 kg/m2), die randomisiert einer der Ernährungsformen (Fasten plus reduzierte Kalorienaufnahme [n = 69] vs. nur reduzierte Kalorienaufnahme [n = 70]) zugeteilt wurden. Die Probanden sollten der Diät über 12 Monate folgen (1.200–1.500 kcal/Tag für Frauen, 1.500–1.800 kcal/Tag für Männer; 40–55 % Kohlenhydrate, 15–20 % Eiweiß, 20–30 % Fett). Als primäres Outcome legten die Forscher eine Veränderung des Körpergewichts fest. Sekundäre Outcomes waren als Veränderungen in den Punkten Hüftumfang, BMI, Körperfettanteil und kardiovaskuläre Risikofaktoren definiert. Das mittlere Alter lag bei 31,9 ± 9,1 Jahren, alle Teilnehmer hatten während der Studie ein vergleichbares Aktivitätslevel und wurden während der Studiendauer ernährungsmedizinisch betreut.
118 der Probanden absolvierten die Studie (84,9 %). Der mittlere Gewichtsverlust in der Gruppe mit zusätzlichem Intervallfasten (Essenszeiten zwischen 8 und 16 Uhr) lag bei 8 kg (95 % Konfidenzintervall [KI], −9,6 bis −6,4), in der anderen Gruppe fiel er mit 6,3 kg etwas geringer aus (95 % KI, −7,8 bis −4,7). Die sekundären Outcomes passten im Verhältnis dazu, mit messbaren Reduzierungen in allen Punkten.
Der Unterschied zwischen beiden Ernährungsformen ist zum Studienende damit nicht statistisch signifikant (Nettodifferenz −1,8 kg; 95 % CI, −4,0 bis 0,4; P = 0,11), wovon Deying Liu et al. sich überrascht zeigen. Sie weisen allerdings darauf hin, dass die Kombination einer Kalorienrestriktion mit zeitlich beschränkter Nahrungsaufnahme das Durchhalten einer Diät erleichtern könnte – schon alleine, weil das Essen sich auf eine feste Stundenzahl beschränkt. Zudem hätten andere Studien bereits gezeigt, dass sich längere Essenspausen positiv auf den Metabolismus und zirkadianen Rhythmus auswirken könnten, was sich allerdings bisher nur in Tierstudien darstellen lässt.
Die Autoren diskutieren in ihrem Fazit aber auch, dass ein anderes Fastenzeitfenster ebenfalls Auswirkungen auf den Effekt einer solchen Diät haben könnte. Für ihre Studie hatten sie sich an den Ernährungsgewohnheiten der chinesischen Bevölkerung orientiert, die ihre Hauptmahlzeit eher zur Mittagszeit zu sich nehme. Spätes Essen stehe im Verdacht, mit einer erhöhten Fettspeicherung einherzugehen und eine entsprechende Anpassung der Essenzeiten könne sich hier womöglich bemerkbar machen. Hieraus ergebe sich auch eine Limitation ihrer Studie, geben Deying Liu et al. an.
Weitere Einschränkungen seien, dass die Ergebnisse sich nicht auf Patienten mit Diabetes oder kardiovaskulären Erkrankungen sowie anderer Ethnien übertragen ließen. Auch seien der tatsächliche Energieverbrauch und die körperliche Aktivität der Teilnehmer während der Studiendauer nicht gemessen worden. Insgesamt habe sich aber gezeigt, dass eine Kalorienrestriktion beim Abnehmen hilft – und einige Patienten von einer grundsätzlichen Beschränkung der Essenszeiten durchaus profitieren könnten.
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