Operationen von Mammakarzinomen müssen häufig wiederholt werden. Eine neue Ultraschallmethode soll Tumorgewebe nun besser lokalisieren, damit es mit einem Eingriff vollständig entfernt werden kann.
Eine von acht Frauen erkrankt in ihrem Leben an Brustkrebs, doch immer weniger Betroffene sterben an einem Mammakarzinom. „Rechtzeitig erkannt, ist Brustkrebs sehr gut behandelbar. Die Sterberate ist seit einigen Jahren rückläufig“, erklärt Dr. Maggie Banys-Paluchowski, Leiterin des Brustzentrums am Uniklinikum Schleswig-Holstein. Diese positive Entwicklung habe mit der verbesserten Früherkennung, aber auch mit neuen operativen und therapeutischen Möglichkeiten zu tun.
„Die intraoperative Sonografie (IOUS) spielt hierbei eine besonders interessante Rolle“, betont Banys-Paluchowski und verweist dabei auf die Ergebnisse ihrer aktuellen Meta-Analyse. IOUS kann mithilfe von Schallwellen anatomische und pathologische Strukturen während der Operation bildgebend darstellen. Die Methode ist seit vielen Jahren bekannt, wird jedoch selten bei der Lokalisation von Mammakarzinomen verwendet. Seit den 1970er Jahren ist die Drahtlokalisation Goldstandard bei der Lokalisation des Tumors im Brustgewebe.
„Die Drahtlokalisation kann für die Frauen unangenehm sein. Wir konnten in unserem Review zudem zeigen, dass diese Technik gegenüber IOUS auch weniger präzise ist und dadurch deutlich mehr Folgeoperationen notwendig macht“, gibt Banys-Paluchowski zu bedenken. „Die R0-Resektionsrate ist mit IOUS höher. Das heißt: Tastbares, aber auch nicht-tastbares Tumorgewebe wird durch Ultraschall besser erkannt und kann während der OP meist vollständig abgetragen werden. Gleichzeitig verhindert die Ultraschall-Methode, dass zu viel gesundes Brustgewebe entnommen wird.“
Bei der intraoperativen Sonografie wird der Tumor in Echtzeit visualisiert, wodurch dem Operateur kontinuierlich eine genaue Orientierung möglich ist. „Das ist ein großer Gewinn gegenüber der Drahtlokalisation, wo das drahtmarkierte Gewebe entfernt wird, aber der Tumor während der Entfernung nicht dargestellt werden kann“, betont Banys-Paluchowski. Folgeeingriffe und Rezidive sind dadurch seltener als bei der Drahtlokalisation – so die Ergebnisse von sechs randomisierten Studien sowie weiteren 54 Kohortenstudien mit insgesamt 5.103 Patientinnen. Anlässlich dieser Erkenntnisse empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM), entsprechende Sonografie-Geräte im OP-Saal zu etablieren und die dafür notwendige Weiterbildung von Brustoperateuren zu fördern.
An seine Grenzen stößt IOUS hingegen bei kleineren Karzinomen und Brustkrebsvorstufen, weshalb hier weiterhin auf die Drahtlokalisation zurückgegriffen werden müsse. „Zudem ist IOUS und die damit notwendige Expertise bei Operateuren leider noch nicht flächendeckend verfügbar. Diese Methode kann daher nur in gut ausgestatteten Kliniken und Brustzentren herangezogen werden“, ergänzt die Expertin.
Da bei über 60 % aller Brustkrebs-Patientinnen der Tumor für die IOUS-gestützte Entfernung geeignet ist, könne man den aktuellen Goldstandard inzwischen in Frage stellen, so Banys-Paluchowski. „Denn neben der therapeutischen Effizienz steht mit IOUS auch eine schonendere Tumorlokalisation zur Verfügung, die die Therapie weniger strapaziös für die Betroffenen macht. Das sollte man dann auch vermehrt nutzen.“ Die Fachärztin fordert daher, dass die Sonografie in jedem OP-Saal verfügbar gemacht und Sonografie-Curricula als Standard in die Ausbildung der Operateure integriert werden. Sie regt darüber hinaus an, die IOUS aufgrund dieser überzeugenden Ergebnisse in allen für Brustkrebs relevanten Leitlinien aufzuwerten.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM). Die Originalpublikation findet ihr im Text und hier.
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