Eine aktuelle Studie hat ergeben, dass bestimmte Hepatitis-C-Medikamente die Symptome von PTBS lindern können. Schließt dies endlich die Versorgungslücke? Daten von Kriegsveteranen geben Aufschluss.
Eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) ist eine potenziell chronische Erkrankung, die nicht nur das alltägliche Leben beeinträchtigt, sondern auch zu weiteren Erkrankungen wie Depressionen oder Essstörungen führen kann. Trotz hoher Prävalenz bei PTBS in den USA hat die amerikanische Arzneimittelbehörde FDA nur zwei Medikamente zur Behandlung zugelassen: Sertralin und Paroxetin. Beide Wirkstoffe zeigen jedoch nur begrenzte Wirksamkeit bei der Linderung von PTBS-Symptomen.
„Es gibt nur wenige wirksame pharmakologische Behandlungen und nur eine begrenzte Medikamentenentwicklung“, erklärt Epidemologin Prof. Jaimie Gradus. „Bestehende wirksame Behandlungen sind zumeist Psychotherapien, die zwar gut funktionieren, aber auch Probleme mit sich bringen, wie bspw. viele Behandlungsabbrüche und einen hohen Zeitaufwand.“ Das Interesse an neuen Methoden, sei daher hoch.
Da PTBS vor allem unter Militärveteranen weit verbreitet ist, begannen amerikanische Forscher bereits vor zwei Jahren, Patientendaten von ehemaligen Soldaten zu analysieren. Ziel war es, zu überprüfen, ob möglicherweise bereits vorhandene Medikamente PTBS-Symptome verbessern könnten. Bei einer ersten Analyse stellten die Forscher unerwartet fest, dass mehrere neue direkt wirkende antivirale Medikamente (DAA) – die zur Behandlung von Hepatitis-C-Infektionen eingesetzt werden – mit einer Verbesserung der PTBS-Symptome einhergehen. Diese Erkenntnisse wollten sie nun in einer aktuellen Folgestudie gründlicher analysieren.
Dazu untersuchten die Wissenschaftler dieselben Patienten wie in der vorangegangenen Studie, schränkten die Studiengruppe jedoch auf die Patienten ein, bei denen Hepatitis C diagnostiziert wurde. Die Teilnehmer erhielten eine Kombination von FDA-zugelassenen Hepatitis-C-Medikamenten, darunter Glecaprevir und Pibrentasvir (GLE/PIB); Ledipasvir und Sofosbuvir (LDV/SOF); oder Sofosbuvir und Velpatasvir (SOF/VEL). Die Forscher überwachten die Symptome der Patienten in Bezug auf PTBS und Hepatitis C über 8 bis 12 Wochen.
Die Auswertung ergab, dass die Medikamentenkombination aus Glecaprevir und Pibrentasvir unter den DAAs den stärksten Zusammenhang mit der Verbesserung der PTBS-Symptome aufwies. Das Team stellte fest, dass die GLE/PIB-Medikamente stärker mit einer Verbesserung der PTBS-Symptome verbunden waren als die LDV/SOF- und SOF/VEL-Behandlungen, was mit ihren früheren Ergebnissen übereinstimmt. „Das Ausmaß der Verbesserung, das wir bei GLE/PIB sehen, ist beeindruckend und mehr als doppelt so hoch wie bei Paroxetin und Sertralin. Ein wichtiger nächster Schritt in dieser Richtung wird eine prospektive, placebokontrollierte Studie an Patienten ohne Hepatitis-C-Virusinfektion sein“, sagt Gradus.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung der Boston University School of Public Health. Die Originalpublikation findet ihr hier.
Bildquelle: Clay Banks, unsplash