Forscher haben neue Einblicke in den Übertragungsweg des Felinen Morbillivirus gewonnen. Könnte das Virus auch dem Menschen gefährlich werden?
Für eine Studie haben Virologen des Zentrums für Impfstoffforschung der Universität Pittsburgh das Feline Morbillivirus (FeMV) im Labor analysiert und konnten dabei seinen Infektionsmechanismus beschreiben. Auch konnten sie aufzeigen, wie es zu einer Infektion beim Menschen kommen kann. Das Virus aus der Familie der Paramyxoviren wurde erst vor 10 Jahren entdeckt und mit chronischen Erkrankungen der Niere bei Katzen in Verbindung gebracht. Die Forscher veröffentlichten ihre Ergebnisse in Proceedings of the National Academy of Sciences.
Die Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass FeMV den gleichen Mechanismus für das Eindringen in die Zelle nutzt, wie andere Viren aus der Familie der Morbilliviren, z. B. das Masernvirus. Im Gegensatz zu den Masernviren scheint sich FeMV jedoch über den Urin von Wirt zu Wirt zu übertragen, ähnlich wie das zoonotische Nipah-Virus, das in Fledermäusen beheimatet ist und in Südostasien jährlich tödliche Ausbrüche beim Menschen verursacht.
Die Studie bietet den ersten klaren Einblick in dieses wenig erforschte Virus und seinen möglichen Weg von der Infektion von Tieren zum Übergreifen auf Menschen.
„Das Feline Morbillivirus blieb viele Jahre lang unter dem Radar“, sagt der Hauptautor Paul Duprex, Direktor des Zentrums für Impfstoffforschung an der Pitt School of Medicine. „Durch das Verständnis der Genetik eines Virus, das im Labor nur schwer zu züchten war, sind wir nun in der Lage, seine Verbindung zu chronischen Nierenerkrankungen aufzuklären und besser zu verstehen, wie wir die Übertragung und ein mögliches Übergreifen auf menschliche Populationen verhindern können.“
FeMV wurde erstmals vor einem Jahrzehnt bei streunenden Katzen in Hongkong entdeckt und seitdem bei Hauskatzen in Asien und Europa gefunden. 2016 wurde es in den USA von Duprex' Forschungsteam identifiziert und vollständig sequenziert, als er in Boston arbeitete. Während frühere Studien FeMV-Infektionen mit chronischen Nierenerkrankungen bei Katzen in Verbindung gebracht haben – eine der häufigsten Todesursachen bei älteren Tieren –, zeigt die neue Studie in noch nie dagewesenem Detail, wie das Virus in die Nieren gelangt.
Ähnlich wie andere Mitglieder der gleichen Virusfamilie dringt FeMV in die Zellen ein, indem es an einen Oberflächenproteinrezeptor namens CD150 bindet. Verwandte Viren, einschließlich Masernviren, verwenden ebenfalls CD150 als primären Eintrittsrezeptor, und Menschen, die gegen Masern geimpft sind, sind vor einer Infektion mit FeMV geschützt. Die Ausrottung der Masern könnte jedoch ein evolutionärer Treiber für andere Morbilliviren wie FeMV darstellen, sich neue Wirte zu suchen und ungeimpfte Menschen zu infizieren.
„Deshalb ist es wichtig, Tierkrankheiten und ihre Erreger proaktiv zu erforschen“, so Duprex. „Vorsorge ist das A und O, um eine Epidemie abzuwenden.“
Durch die Entwicklung einer gentechnisch veränderten Version von FeMV, die eine fluoreszierende Sonde enthält, konnten die Forscher die Ausbreitung des Virus in Zellen und Organen verfolgen und entdeckten, dass seine Übertragung durch die Hemmung einer Klasse von proteinspaltenden Enzymen, den sogenannten Cathepsinen, gestoppt werden kann. Interessanterweise werden Cathepsine hauptsächlich von Nipah-Viren, nicht aber von Morbilliviren verwendet, was darauf hindeutet, dass FeMV ein evolutionäres Zwischenglied zwischen den beiden Virusfamilien ist.
„Es ist wichtig, die Krankheitserreger von Tieren zu verstehen, da diese zu Krankheitserregern von Menschen werden können“, so Duprex. „Das Wissen über die Viren, die Katzen infizieren, ist nicht nur wichtig, um die Zahl der Nierenerkrankungen bei unseren Haustieren zu verringern, sondern hilft uns auch, Erkenntnisse über neu auftretende Infektionskrankheiten zu gewinnen und zu verstehen, wie sie sich über verschiedene Tierarten ausbreiten können. Es gibt etwa 85 Millionen Katzen in den USA und über eine halbe Milliarde auf der Welt. Wir leben mit ihnen in unmittelbarer Nähe, und ihre Gesundheit ist wichtig.“
Der Beitrag basiert auf einer Pressemitteilung der University of Pittsburgh. Die Originalpublikation findet ihr hier und im Text verlinkt.
Bildquelle: mit DALL.E erstellt