Die Vorsitzende des PTA-Bundesverbands bezeichnet Bemühungen, den Beruf attraktiver zu machen, offen als „peinlich“. Woher kommt diese Bitterkeit?
Der Bundesverband der Pharmazeutisch-technischen AssistentInnen (BVpta) ist die stärkste Interessenvertretung für PTA in Deutschland. Sein Engagement gilt gezielt den aktuellen und zukünftigen Belangen der PTA in allen Berufsfeldern, von der Apotheke vor Ort über die Industrie bis zu den Berufsschulen. Vom Ausgang des PTA-Reformgesetzes zeigten sich seine Vertreter von Beginn an nicht begeistert, was sich jetzt, da deutschlandweit viele Apotheken aufgrund des KV-Finanzierungssicherungsgesetzes gestreikt hatten, auch in einem Newsletter an ihre Mitglieder niederschlug.
Carmen Steves, die Bundesvorsitzende des BVpta, nahm kein Blatt vor den Mund und zeigte sich enttäuscht von der ihrer Ansicht nach fehlenden Unterstützung seitens der Apotheker. Die Bemühungen der ABDA, den Beruf der PTA attraktiver zu machen, bezeichnete sie offen als „peinlich“.
Man fragt sich unwillkürlich, woher diese Bitterkeit kommt, die man zwischen den Worten herausliest. Bereits vor über einem Jahr hatte Steves angeregt, die Richtung, in die sich der PTA-Beruf entwickelt, noch einmal zu überdenken. Sie bat darum, sich neue Konzepte zu überlegen und für PTA eine standardisierte Weiterqualifizierung zu schaffen, die zu mehr pharmazeutischer Kompetenz führt und die eine Vertretungsbefugnis fachlich sicher möglich macht.
Anzustreben sei für PTA ein Bachelorabschluss, um eigenständiges und wissenschaftliches Denken und Arbeiten zu lernen. Verknüpfungen zum Studium könne man dafür bereits während der Ausbildung schaffen, erklärte Steves. Die Durchlässigkeit zur akademischen Karriere mit vielfältigen Möglichkeiten sei ein tragendes Argument in der Berufswahl, wurde damals argumentiert, und käme dem gesamten Apothekensystem zugute.
Für berufserfahrene PTA, die sich nicht mehr für ein Studium entscheiden möchten, hatte der BVpta für eine standardisierte Weiterqualifizierung plädiert, mit der die Übernahme von weiteren Kompetenzen in der Apotheke möglich ist. Der Berufsverband rief zu schnellem Handeln bezüglich der Weiterqualifizierung und des Studiums auf und sah den Schlüssel dafür bei der ABDA. Für diese Weiterentwicklung wurden sogar bereits erste Vorbereitungen erarbeitet und Kontakte zu Schulen und Hochschulen geknüpft. Eine Fachgruppe aus Schulleitern, Lehrern, Apothekern und Vorstand arbeitete an der Umsetzung.
Der Ausgang ist bekannt, die ABDA verfolgte andere Pläne für die Apotheke vor Ort. Die Präsidentin der ABDA, Gabriele Overwiening, sagte damals klar: „Für mich ist das ein Vorschlag, den wir zwar ernst nehmen, aber insofern ernst nehmen, dass wir uns kategorisch dagegen positionieren.“
Aber steht Steves alleine mit der Auffassung da, die Reform hätte es nicht geschafft, dass der PTA-Beruf mit der Entwicklung anderer Gesundheitsfachberufe gleichzieht? Mitnichten, denn auch der Bundesrat ist dieser Meinung, wie anhand eines Beschlusses vom 20. Dezember 2019 deutlich wurde. Der Bundesrat sieht darin durchaus „die Notwendigkeit, dass die vorgenommene Erweiterung der Kompetenzen von pharmazeutisch-technischen Assistentinnen und Assistenten vor dem Hintergrund der Patientensicherheit und des Patientenschutzes einhergeht mit einer entsprechenden Anpassung und Erweiterung der Ausbildung.“
Die mit dem Gesetz vorgenommenen Änderungen der Ausbildung ist jedoch aus Sicht des Bundesrates nicht ausreichend, um die Kompetenzerweiterung zu begründen. „Dem Gesetz ist es nicht gelungen, einen Ausbildungsberuf (verbunden mit längerer Ausbildungszeit und entsprechendem Curriculum) zu schaffen, der zukunftsorientiert als tatsächliche Assistenz des Pharmazeuten ausgestaltet ist.“ Des Weiteren wird festgestellt, „dass der vorgelegte Gesetzesbeschluss die Aspekte einer Steigerung der Attraktivität zum Beispiel durch Schulgeldabschaffung und Zahlung einer Ausbildungsvergütung über den gesamten Zeitraum der Ausbildung nicht aufgegriffen hat. Auch andere bereits in der Bund-Länder-Arbeitsgruppe ‚Gesamtkonzept Gesundheitsfachberufe‘ abgestimmte Eckpunkte, die zu einer Harmonisierung im Vergleich zu den anderen Gesundheitsfachberufen führen, wurden nicht berücksichtigt.“
Vor diesem Hintergrund versteht man den resignierten und enttäuschtem Ton der aktuellen Meldung des BVpta an seine Mitglieder vielleicht ein wenig besser. Doch wie sieht das weitere Vorgehen aus? Den Kopf nur in den Sand zu stecken, passt nicht zu Steves kämpferischer Natur. Wir werden vermutlich nicht lange auf die nächsten Schritte des BVpta warten müssen.
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