Gesetzliche Frauenquoten sind einmal mehr Gegenstand kontroverser Diskussionen. In apothekerlichen Spitzenverbänden sind Männer ebenfalls überrepräsentiert. Langsam wäre die Zeit reif, hier gegenzusteuern. Macht eine Quote Sinn?
Die Pharmazie ist weiblich – daran besteht kein Zweifel. Laut ABDA-Angaben waren in 2013 genau 70,5 Prozent aller Approbierten Frauen. „Wenn Politiker und Manager über Gleichberechtigung in der Arbeitswelt oder Frauenquoten in Führungspositionen sprechen, ist diese Forderung zumindest in einem Bereich schon erfüllt“, kommentierte die ABDA entsprechende Zahlen anlässlich eines Internationalen Frauentags. Immerhin sei die Hälfte aller Inhaber weiblich. Alles eitel Sonnenschein?
Wohl kaum, falls man einen Blick auf berufspolitische Spitzenposten wirft: Dr. Andreas Kiefer ist Präsident der Bundesapothekerkammer, als Vize wurde Thomas Benkert gewählt. Im Vorstand befinden sich fünf Frauen und 14 Männer. Beim Deutschen Apothekerverband (DAV) sieht es nicht besser aus. Mit Fritz Becker und Dr. Rainer Bienfait sind ebenfalls zwei Männer an der Spitze. Der Vorstand selbst konstituiert sich aus vier Frauen und 13 Männern. Und der ABDA stehen mit Friedemann Schmidt und Mathias Arnold ebenfalls zwei Männer vor. Im geschäftsführenden Vorstand sind vier Frauen und neun Männer tätig. Bleibt als Fazit: Kolleginnen stellen zwar den größten Teil der beruflichen Basis, sind jedoch in Führungspositionen der Apothekerschaft völlig unterrepräsentiert. Ein bundesweiter Trend nicht nur bei Verbänden: Wie der Verein „Frauen in die Aufsichtsräte“ berichtet, waren Ende September von 1.669 Aufsichtsratsmitgliedern börsennotierter deutscher Unternehmen 316 weiblich – das entspricht weniger als 19 Prozent.
Jetzt wird es ernst: Die Frauenquote von 30 Prozent in Aufsichtsräten könnte Standesorganisationen in große Bedrängnis bringen. Entsprechende Forderungen gelten moralisch – wenn auch nicht gesetzlich – auch für Organe der Apothekerschaft. Ob feste Prozente der richtige Weg sind, bleibt umstritten. „Eine solche Quote ignoriert, dass das entscheidende Kriterium die fachliche Qualifikation sein muss“, schreibt die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA). Andererseits erzielen Schülerinnen bessere Abiturnoten, und Studierende schneiden in Examina ebenfalls besser ab. Mit freiwilligen Selbstverpflichtungen ist es so eine Sache: Erfolg hatte Deutschland damit nicht. Bleibt noch, gesellschaftliche Rahmenbedingungen zu verbessern. Davon profitieren Frauen und Männer aller Hierarchieebenen.