In Muttermilch wurde erstmals Mikroplastik nachgewiesen. Aber was bedeutet das für Säuglinge – müssen wir uns Sorgen machen?
Dass Hamburger und Softdrinks nicht zur Diät von Säuglingen zählen, sollte außer Frage stehen. Und während die Meinungen über Abstillen, Nahrungsergänzung und eine ideale Zufütterung weiterhin auseinandergehen, stellt Muttermilch nach wie vor die weitgehend empfohlene Art dar, ein Baby zu ernähren. Neuste Erkenntnisse einer aktuellen, italienischen Studie konnten nun allerdings erstmalig Verunreinigungen in Form von Mikroplastik in Muttermilchproben aufweisen.
Das Forschungsteam der Universita Politecnica della Marche in Italien entnahm Muttermilchproben von 34 gesunden Müttern eine Woche nach der Geburt.
In 26 Proben (76 %) wurde Mikroplastik einer Größe von 571 µm bis 3.000 µm nachgewiesen. Die entdeckten Mikropartikel wurden nach ihrer Form, Farbe, Größe und chemischen Zusammensetzung klassifiziert. Es handelte sich vorrangig um unregelmäßige Fragmente, welche zu 90 % pigmentiert, also farbig, waren (ca. 36 % blau und ca. 17 % orange/gelb). Das italienische Team hatte außerdem bereits 2020 Mikroplastik in der menschlichen Plazenta nachgewiesen.
Frühere Forschungen suggerieren eine toxische Wirkung von Mikroplastik bei menschlichen Zelllinien und Labortieren, doch die genauen Auswirkungen auf den Menschen sind nach wie vor nicht bekannt. Aber woher kommt das Plastik?
Riesige Mengen an Plastikmüll werden in die Umwelt gekippt. Der Mensch nimmt die winzigen Partikel mit der Nahrung und dem Wasser auf oder atmet sie ein. Eine Weitergabe dieser Partikel auf Säuglinge durch die Muttermilch ist davon nicht ausgenommen.
Neben Alter der Mütter und Menge der Muttermilch beobachteten die Forscher, welche Lebensmittel und Getränke in Plastikverpackungen die Mütter zu sich genommen hatten sowie die Verwendung von plastikhaltigen Körperpflegeprodukten. Sie fanden jedoch keine Korrelation mit dem Aufkommen von Mikroplastik. Dies deutet darauf hin, dass das allgegenwärtige Vorhandensein von Mikroplastik in der Umwelt eine Exposition des Menschen unvermeidlich macht, so die Wissenschaftler. In künftigen, größeren Studien könnten möglicherweise besondere Risikofaktoren und Expositionen ermittelt werden.
Intention der Studie soll nicht sein, Muttermilch als Hauptnahrungsmittel in der Säuglingsphase zu diffamieren. Denn auch Babys, die mit der Flasche gefüttert werden, verschlucken Mikroplastik. Außerdem betonen die Autoren, dass die Vorteile des Stillens viel größer sind als die potenziellen Nachteile, die durch das Vorhandensein von verschmutztem Mikroplastik verursacht werden könnten.
Obwohl in dieser kleinen Studie keine spezifischen Risikofaktoren für Mikroplastik identifiziert wurden, raten die Forscher schwangeren Frauen, verstärkt darauf zu achten, in Plastik verpackte Lebensmittel und Getränke sowie mikroplastikhaltige Kosmetika so gut wie möglich zu vermeiden.
Bislang gibt es keine Erkenntnisse über die möglichen Auswirkungen von Mikroplastik und verwandten Schadstoffen auf Säuglinge. Es besteht daher dringender Bedarf an weiteren Studien.
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