Umso symmetrischer die Kniegelenke eines Athleten sind, desto effizienter ist die Laufleistung, besonders auf Laufstrecken von 100 bis 800 Metern. Bei längeren Laufstrecken führen mehr Kurven zu einer höheren Asymmetrie von Körpermerkmalen.
Ein internationales Forscherteams unter der Leitung der amerikanischen Rutgers University mit Beteiligung der Universität Göttingen konnte anhand des Körperbaus von Weltklasse-Athleten aus Jamaika zeigen, dass die Sprinter mit den symmetrischsten Knie- und – in geringerem Maße – Sprunggelenken die besten Laufleistungen vorweisen konnten. Auch war die Symmetrie der Knie- und Sprunggelenke unter den Athleten insgesamt größer als unter einer gleichaltrigen Vergleichsgruppe.
Jamaikas Elite-Sprinter zählen zu den besten der Welt. Das Forscherteam unter der Leitung des amerikanischen Evolutionsbiologen Prof. Dr. Robert Trivers untersuchte 74 Mitglieder des renommierten MVP Track & Field Club in Kingston, darunter die mehrfachen Weltmeister und Olympiasieger Shelley-Ann Fraser-Pryce und Nesta Carter. Ergebnis: Je symmetrischer die Knie, umso schneller waren die Athleten auf den Laufstrecken von 100 bis 800 Meter. Dabei wies die Gruppe der 100-Meter-Läufer den höchsten Grad der Symmetrie auf. Als Vergleichsgruppe dienten 116 Personen der Landbevölkerung aus dem Süden Jamaikas, unter denen die Symmetrie der Knie- und Sprunggelenke insgesamt geringer war. „Da die Knie beim Sprint einer enormen Belastung ausgesetzt sind, ist Kniesymmetrie hier für eine effiziente Laufleistung wesentlich“, erläutert der Evolutionspsychologe Dr. Bernhard Fink von der Universität Göttingen. Längere Laufstrecken beinhalten mehr Kurven, was zu einer höheren Asymmetrie von Körpermerkmalen führen kann. Die Ergebnisse ergänzen eine Studie von Trivers und Kollegen aus dem vergangenen Jahr: Damals hatten Wissenschaftler die Körpersymmetrie von achtjährigen Kindern auf Jamaika untersucht und einen Zusammenhang zu deren Laufleistungen im Alter von 22 Jahren nachgewiesen.
„Unsere Ergebnisse zeigen die Bedeutung der Körpersymmetrie für die gegenwärtige Laufleistung und für die Vorhersage künftiger Laufleistungen“, so Fink. In Folgestudien wollen die Wissenschaftler nun unter anderem den Zusammenhang zwischen Körpersymmetrie und der Kraft der Bein- und Gesäßmuskulatur untersuchen. Weitere Untersuchungen könnten sich mit der Frage beschäftigen, ob sich Kniesymmetrie ab einem Alter von etwa 20 Jahren verändert und ob sich eine solche Veränderung auf die Laufleistung auswirkt beziehungsweise ob eine genetische Grundlage für die Leistungsfähigkeit von Jamaikas Spitzenathleten in Westafrika zu finden ist. Originalpublikation: Lower Body Symmetry and Running Performance in Elite Jamaican Track and Field Athletes Robert Trivers et al.; PLOS ONE, doi: 10.1371/journal.pone.0113106; 2014