Nach einer erfolgreichen Wiederbelebung wird häufig eine Kühlungsbehandlung empfohlen. Doch nützt der Cooldown wirklich etwas? Forscher haben das überprüft.
Nach erfolgreicher Wiederbelebung wird häufig eine Kühlungsbehandlung durchgeführt, um mögliche Hirnschäden zu reduzieren. Bisher lautete die Empfehlung, die Körperkerntemperatur auf 32 bis 34 °C für 12 bis 24 Stunden abzukühlen. Forscher haben nun erstmals Patienten nach einer Wiederbelebung untersucht und den Nutzen der Unterkühlungsbehandlung überprüft.
Dazu analysierten die Wissenschaftler Behandlungsdaten von ca. 250 Patienten, die erfolgreich innerklinisch wiederbelebt wurden. Nach dem Herz-Kreislauf-Stillstand wurden über einen Zeitraum von sechs Monaten der klinische Verlauf sowie das Ausmaß der Erholung der Gehirnfunktion erfasst. Die Hälfte der betroffenen Probanden wurde dabei auf eine Körpertemperatur von 33 °C herabgekühlt, die andere Hälfte wurde durch die Gabe von fiebersenkenden Mitteln auf einer Körpertemperatur von 37 °C gehalten.
Das Ergebnis: Die Sterblichkeit innerhalb des beobachteten Zeitraums war bedingt durch die Schwere der Erkrankung erwartungsgemäß hoch und lag in beiden Gruppen bei mehr als 70 %. Es zeigte sich also kein statistisch relevanter Effekt auf die Erholung der Gehirnfunktion durch die künstliche Unterkühlung.
Studienleiter Dr. Sebastian Wolfrum fasst die Studienergebnisse folgendermaßen zusammen: „Während in früheren Studien durchaus ein Effekt der Unterkühlungsbehandlung aufgezeigt werden konnte, haben wir diesen Nutzen nicht feststellen können. In den früheren Studien waren allerdings vornehmlich außerklinische Herz-Kreislauf-Stillstände untersucht worden, während wir bereits stationär behandelte Patienten mit Grunderkrankungen untersucht haben. Wir vermuten daher, dass die in unserer Studie eingeschlossenen Patienten im Wesentlichen an ihrer Grunderkrankung gestorben sind, sodass die Effekte der Kühlung weniger bedeutsam waren.“
„Ein anderer Grund könnte darin liegen, dass in unserer Studie auch bei den Patienten, die nach der Reanimation nicht gekühlt worden sind, Fieber vermieden worden ist, während bei den Patienten in früheren Studien durchaus Fieber über 38 Grad Celsius auftrat. Diese Begründung wird auch durch weitere Studien der vergangenen Jahre bestärkt, die ebenfalls keinen Effekt der Unterkühlungsbehandlung bei außerklinisch reanimierten Personen beobachten konnten, wenn die Kontrollgruppe bei 36 bis 37 °C gehalten wurde“, erklärt Intensivmediziner Prof. Stefan Kluge.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung des Universitätsklinikum Schleswig-Holstein. Hier findet ihr die Originalpublikation.
Bildquelle: Vika Wendish, unsplash.