Auch in der Apotheke kennt man sie: übervolle Medikamentenpläne älterer Patienten. Im Rahmen einer Familienkonferenz kann der Hausarzt Sorgen und Ängste nehmen. Wie das gelingt, lest ihr hier.
Kommen ältere Patienten, die fünf oder mehr Medikamente einnehmen, eher ins Krankenhaus, wenn sie die ein oder andere Pille absetzen? Nein, lautet ein aktuelles Forschungsergebnis, sofern das vorher mit den Angehörigen sowie dem Hausarzt im Rahmen einer Familienkonferenz besprochen wurde.
Im Alltag sieht eine Familienkonferenz so aus, dass der Hausarzt zum Hausbesuch bei den Patienten kommt und dazu auch die pflegenden Angehörigen einlädt. Zusammen sehen sie sich die Liste der verschriebenen Medikamente an. Beispiel Bluthochdruck: Alle Mediziner versuchen, den Blutdruck – oftmals unter Einsatz von Medikamenten – auf unter 140 einzustellen und zu halten. So steht es in den Leitlinien.
„Wir wissen aber auch, dass diese Medikamente in höherem Lebensalter das Sturzrisiko steigern sowie Schwindel und Benommenheit bewirken können. All das gilt es, in einer Familienkonferenz zu besprechen und zwischen Nebenwirkungen und Nutzen abzuwägen: Was führt zu der bestmöglichen Lebensqualität für die Patientin oder den Patienten?“, so der wissenschaftliche Leiter der Studie, Prof. Achim Mortsiefer vom Institut für Allgemeinmedizin und Ambulante Gesundheitsversorgung (IAMAG) der Universität Witten/Herdecke (UW/H).
„Medikamente wegzulassen klingt in den Ohren Vieler erst mal bedrohlich und nach einem gesundheitlichen Risiko. Aber in der Medizin gibt es oft die Situation, dass wir die gewollte Wirkung eines Medikaments sehr genau abwägen müssen mit der ungewollten Nebenwirkung. Und da hilft es, das zeigt unsere Studie, miteinander zu reden, um eventuelle Sorgen auszuräumen“, erklärt Mortsiefer das Ergebnis der Studie COFRAIL. Ergänzend hat die Forschungsgruppe ein Video erstellt, dass eine Familienkonferenz zeigt.
Für das Projekt wurde am Lehrstuhl für Klinische Pharmakologie der Universität Witten/Herdecke ein detaillierter Leitfaden zum Absetzen von Medikamenten für Hausärzte entwickelt, dessen Veröffentlichung bevorsteht.
Dieser Artikel basiert auf einer Pressemitteilung der Universität Witten/Herdecke.
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