Übermäßiger Alkoholgenuss kann das Darmkrebsrisiko erhöhen. Genetische Veranlagungen aber auch. Welcher Faktor ist relevanter? Wissenschaftler sind dieser Frage nachgegangen und zeigen einmal mehr, wie wichtig Prävention ist.
Darmkrebs ist in seltenen Fällen direkt erblich bedingt. Neben der genetischen Veranlagung haben aber auch die Lebensgewohnheiten wie etwa Ernährung und Alkoholkonsum einen großen Einfluss auf das Darmkrebsrisiko, speziell auf die Gefahr einer besonders frühen Erkrankung.
Heidelberger Wissenschaftler untersuchten nun das Darmkrebsrisiko in Abhängigkeit von der genetischen Ausstattung einer Person und deren Alkoholkonsum. Dazu analysierten sie genetische Daten von mehr als 5.000 Darmkrebspatienten und verglichen diese mit einer gesunden Kontrollgruppe. Die Probanden wurden zu ihren Trinkgewohnheiten befragt: Für jede Lebensdekade sollten die Krebspatienten ihren Alkoholkonsum bis zum Zeitpunkt der Krebsdiagnose einschätzen. Aus diesen Angaben berechneten die Wissenschaftler dann mithilfe statistischer Methoden die Wahrscheinlichkeit, an Darmkrebs zu erkranken, und zwar über verschiedene Stufen des genetischen Risikos hinweg.
Die Analysen ergaben, dass Menschen, die wenig Alkohol trinken, seltener und später erkranken als Personen, die viel alkoholische Getränke konsumieren: Die Probanden, die durchschnittliche oder überdurchschnittliche Mengen Alkohol (z. B. zwei oder mehr Gläser Bier pro Tag) konsumierten, erkrankten deutlich häufiger an Darmkrebs als solche, die nur wenig Alkohol tranken.
„Wir konnten zeigen, dass hoher Alkoholkonsum besonders stark mit dem Risiko einer bereits in jüngeren Jahren auftretenden Darmkrebserkrankung assoziiert ist. Dieses Risiko multipliziert sich mit dem gemessenen genetischen Risiko“, sagt Epidemiologe Herrmann Brenner. „Das heißt umgekehrt, dass das Darmkrebsrisiko, gerade auch bei einem relativ hohen genetischen Risikoprofil, durch einen gesunden Lebensstil ohne übermäßigen Alkoholkonsum deutlich vermindert werden kann.“
Die Reduktion des Alkoholkonsums könnte also das Risiko für Darmkrebs, insbesondere in relativ jungen Jahren, in einem Maße verringern, das einem viel niedrigeren genetisch bedingten Risiko entsprechen würde. „Das verdeutlicht das große Potenzial der Prävention“, so Brenner. „Darmkrebs ist in den allermeisten Fällen kein genetisch vorbestimmtes Schicksal. Durch einen gesunden Lebensstil und die Nutzung der Darmkrebsvorsorge kann jeder selbst dazu beitragen, dass das Risiko an diesem Krebs zu erkranken, sehr gering bleibt.“
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung des Deutschen Krebsforschungszentrums. Die Originalpublikation haben wir euch hier und im Text verlinkt..
Bildquelle: Michael Discenza, unsplash.