Einsamkeit ist der Katalysator für viele Probleme – aber auch für Alkoholmissbrauch? Studien sagen: Ja. Demnach entwickeln einsame Kinder später eher ein gestörtes Trinkverhalten.
Bereits vor der Pandemie gab über 1 von 10 Kindern im Alter von 10 bis 12 Jahren an, einsam zu sein. Das ist nicht nur aus psychologischer Sicht bedenklich. Denn aktuelle Forschungsergebnisse zeigen, dass die Erfahrung von Einsamkeit als Kind im frühen Erwachsenenalter zu problematischem Alkoholkonsum führt. Alkoholmissbrauch ist dabei nicht das einzige Gesundheitsproblem, das mit Einsamkeit zusammenhängt. Bei älteren Erwachsenen trägt Einsamkeit zu einer generellen schlechten körperlichen und geistigen Gesundheit bei – einschließlich Demenz, Herzerkrankungen und Schlaganfall.
Forscher der Arizona State University untersuchten die Auswirkungen von Einsamkeitserfahrungen in der Kindheit auf das aktuelle Stressniveau und das Trinkverhalten junger Erwachsener. Die Ergebnisse wurden in Addictive Behaviors Reports veröffentlicht.
„Bei jungen Erwachsenen war Einsamkeit in der Kindheit vor dem 12. Lebensjahr mit wahrgenommenem Stress verbunden und wirkte sich auf dysreguliertes Trinken aus“, sagt Julie Patock-Peckham, Assistenzprofessorin an der ASU-Abteilung für Psychologie. Da Stress einen Einfluss auf das übermäßige Trinkverhalten von Menschen hat, untersuchte das Forschungsteam, ob frühere Erfahrungen mit Einsamkeit das allgemeine Stressempfinden beeinflussen.
Über 300 College-Studenten nahmen an der Studie teil und bewerteten die Einsamkeit in ihrer Kindheit, das aktuelle Stressniveau und das Trinkverhalten. Das Gefühl der Einsamkeit in der Vergangenheit stand dabei in Zusammenhang mit dem heutigen Stressniveau und Trinkverhalten. Ein höheres Maß an Einsamkeit vor dem 12. Lebensjahr sagte mehr Stress im frühen Erwachsenenalter voraus, der mit einem höheren Alkoholkonsum und alkoholbedingten Problemen verbunden war.
„Die in dieser Studie verwendeten Daten wurden vor der Pandemie erhoben, und die Ergebnisse deuten darauf hin, dass wir in ein paar Jahren eine weitere Krise der öffentlichen Gesundheit erleben könnten, wenn die Kinder von heute erwachsen werden“, so Patock-Peckham. „Wir brauchen mehr Forschung, um herauszufinden, ob die Milderung der Einsamkeit in der Kindheit ein Weg sein könnte, Alkoholkonsumstörungen bei Erwachsenen zu unterbinden. Die Bekämpfung der Einsamkeit in der Kindheit dürfte aber dazu beitragen, die Beeinträchtigung der Kontrolle über den Alkoholkonsum – insbesondere bei Frauen – zu verringern.“
Dieser Artikel basiert auf einer Pressemitteilung der Arizona State University. Die Originalpublikation haben wir euch hier und im Text verlinkt.
Bildquelle: Andrea De Santis, unsplash