Über zwei Jahre dauert die Corona-Pandemie bereits. Zeit genug, sich ein Grundverständnis in der persönlichen Gesundheitsvorsorge anzueignen. Hofft man – bis in der Apotheke Fälle aus der Kategorie „Geschichten aus’m Paulanergarten“ auftauchen.
Von Maskenpflicht, Selbst- und PCR-Tests, Lockdown und Quarantäne – die Corona-Pandemie hat uns einen Alltag aufgebürdet, der uns viel (mehr) medizinisches Grundverständnis, bzw. gesunden Menschenverstand, und viele neue Abläufe abverlangt. Nicht alle scheinen das so verinnerlicht zu haben und so kommt es, wie es kommen muss: Kaum aus dem Urlaub zurück, geht es weiter mit seltsamen Begegnungen und Fragen, die einen manchmal nahezu verzweifeln lassen.
Ein junger Mann steht ohne Maske vor mir im HV. Er möchte gerne ein Genesenenzertifikat und reicht mir sein positives PCR-Ergebnis durch das Plexiglas-Sichtfenster. Ich gebe routiniert die Daten ein und stutze plötzlich. Das positive Ergebnis hat er gestern (!) erhalten. Er ist völlig verwirrt, dass ich ihn daraufhin anspreche. „Wieso Quarantäne? Ich hab gedacht, das ist schon abgeschafft! Aber ich darf doch raus, wenn es um meine Gesundheit geht!“ Dass das Zertifikat erst 28 Tage nach dem positiven Ergebnis gilt, hat er auch noch nicht gehört. Die Bitte, draußen zu warten oder wenigstens eine Maske zu tragen, ist natürlich eine Zumutung. Er kann zurzeit ja gar nicht so gut atmen oder Luft holen, wegen der Erkrankung. Wir haben doch das schützende Plexiglas, nicht wahr?
Ein anderer Tag, ein ähnliches Setting: Da wir uns immer noch in der Ferienzeit befinden, sind wir in der Apotheke nicht vollzählig. Unsere Testzeiten haben wir daher auf bestimmte Tageszeiten eingeschränkt. Trotzdem rufen ständig Leute an, oder kommen direkt in der Apotheke vorbei, die hier jetzt und sofort eine Testung verlangen. Sie verstehen nicht, dass es für uns finanziell unrentabel ist, uns für einzelne Patienten komplett einzukleiden, den Abstrich zu nehmen, ihn auszuwerten und rauszuschicken. Das ist doch unser Service als Teststation! In erster Linie sind wir aber eine Apotheke. Und wenn es wirklich dringend ist und nicht hätte vorhergesehen werden können (wie bei einem plötzlichen Krankenhausbesuch bei gerade erst eingelieferten Familienangehörigen etc.), dann machen wir das trotz Personalengpässen. Aber es gilt wie so oft: Wie man in den Wald hineinruft … .
Eine junge Frau steht an der Station zum PCR-Test, nachdem sie zuhause ein positives Schnelltest-Ergebnis hatte. Ihr Freund ist (noch) negativ.
„Gut, dass ich mir gleich fünf Tests gekauft habe, da kann er jetzt jeden Tag gucken, ob es ihn auch erwischt hat. Wie lange dauert es eigentlich, bis mein Strich weg ist?”
„Och, das kommt drauf an, an welchem Tag sie sich angesteckt haben und wie gut ihr Immunsystem arbeitet. Aber es dauert meistens sieben bis zehn Tage, bis der weg ist.”
„Ach so? So lange? Aber ich wollte meinen Freund jetzt eigentlich gleich testen lassen, wenn er von der Arbeit kommt!”
„Ja, das kann er auch machen. Und dann am besten jeden Tag einmal, bevor er zur Arbeit geht. Nicht, dass er dort jemanden ansteckt!”
„Aber mein Strich ist doch dann noch da.”
„Ja!”
„Aber dann funktioniert das doch nicht! Da sehe ich doch gar nicht, ob der von ihm oder von mir ist!”
„Irgendwie reden wir aneinander vorbei, glaube ich. Sie haben doch gesagt, Sie hätten 5 Tests gekauft. Sie müssen jedes Mal einen neuen nehmen! Sie haben doch dann noch vier Stück zuhause, oder?”
„Ja, klar habe ich noch vier zuhause. Aber eben nur so ein Gerät mit den Streifen!”
Irgendjemand aus dem Bekanntenkreis hat ihr wohl eine Testkassette und fünf Nasenabstrichstäbchen gegeben (oder verkauft). Sie dachte, sie muss nur warten bis der Strich weg ist, dann könnte sie die Kassette mit einem neuen Abstrichstäbchen wiederverwenden. Nach über 2 Jahren Pandemie!!!
Da kommt man doch gerne wieder aus dem Urlaub nach Hause, nicht wahr? Wie gut, dass wir immer eine Maske tragen, da fällt das Entgleisen der Gesichtszüge nicht so auf.
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