Was ich auf dem diesjährigen Med im Kornfeld gelernt habe: Wie wir Medfluencer qualitativ hochwertige Medizin an unsere User vermitteln können – anstatt Laien mit gefährlichem Halbwissen das Feld zu überlassen.
DocCheck und vor allem Gründer Frank Antwerpes sind bekannt dafür, dass sie versuchen, Netzwerke zu knüpfen, Menschen miteinander bekanntzumachen und füreinander zu begeistern. In der früheren Reihe MedMen in Mannheim wurde das zelebriert und nun bereits im dritten Jahr auf dem Acker unweit von Köln – bei Med im Kornfeld.
Und ein Acker ist es wirklich, im allerpositivsten Sinne. In der Nacht hatte es endlich geregnet, auch das ein Gesetz bei Med im Kornfeld Da kann es eine wochenlange Hitzewelle geben und auch im Anschluss bleibt es wieder trocken – in Löbach bei Hennef wird es auf jeden Fall regnen, wenn sich die Medfluencer treffen. Dem Boden tat es gut, wir liefen wie auf Watte, ein herbstgelbes Stoppelfeld, drei zeltüberdachte Treffpunkte für die Vorträge, ausgerüstet mit ein paar Strohballen für die müden Knochen. Die unweigerlichen Strohfiguren und ein brandneuer John-Deere-Traktor fürs Auge: Die Atmosphäre ist da.
Die Keynote lieferte Doc Felix. Jovial, schlagfertig, sportlich präsentierte der Medienprofi sein Weg hin zum TikTok- und YouTube-Star der Medizin-im-Internet-Bubble. Es machte Spaß, ihm zuzuhören. Um kein Wort verlegen, hat Felix bereits im ersten Vortrag das Publikum mitgerissen. Die Steilvorlage für den Rest der Nachmittags war abgeschossen: Spaß, Fun, aber auch Positionierung als glaubhaft seriöse Mediziner zur Abgrenzung von Pseudo-Influencern, denen Laien schneller auf den Leim gehen, als wenn wir Fachkräfte uns im Netz versuchen. Felix machts anders, und mit Erfolg.
Auf drei Bühnen verteilt, der „Ackerfläche“, der „Scheune“ und dem „Workschuppen“, folgten dann insgesamt fünfzehn weitere Talks, Vorträge, Diskussionen, Präsentationen – die Auswahl war schwer. Am Ende entschied ich mich für Rettungskeks und ihre Blickwinkel, 5.minuten.medizin und seinen Appell für eine Medizinzertifizierung im Internet, Ricardo Lange und Schwester Gabi mit wichtigen Gesprächsrunden zur Pflegemisere in Deutschland, schließlich Jan Dreher und seinen Gedanken zu den idealen Social-Media-Angeboten und Frank Antwerpes, dem Mr. Flexikon.
Ach ja, einen eigenen Vortrag habe ich auch gehalten. Bei mir gings überraschenderweise ums Bloggen, Old Fashioned mit Keynote-Bildern illustriert. Die Schreckminute, als initial nur drei Leutchen zuhörten, verpuffte schnell, als sich während der Präsentation noch zehn oder zwölf Interessierte einfanden. Danke für die freundlichen Nachfragen und die vertiefenden Gespräche.
Aber das Entscheidende des Nachmittages sind die Begegnungen dazwischen, die Gespräche, das Kennenlernen, das Sichtbarmachen der Internet-Creator, wie sie hier genannt werden. Das Wiedersehen mit Jan vom Psychcast war sehr erwärmend und angenehm, er ist einfach ein Netter. Das Kennenlernen meiner Kinderarztkolleginnen Nikola und Snjezi ein schöner Abschluss.
Die abschließende Keynote präsentierte Johannes Wimmer – der TV-Arzt schlechthin und DocCheck hätte kaum eine bessere Wahl treffen können. Mit Doc Felix und Johannes wurde die perfekte Klammer gesetzt mit zwei lustigen, wortgewandten, aber dennoch ernsthaften und ihrem Beruf und den Patienten verschriebenen Kollegen.
Ach ja: Es gab Essen – so gut. Es gab Musik – zu kurz. Das Wetter spielte am Ende mit, vielen Dank. Große Begeisterung auch für die vielen Helfer im Hintergrund. Da lief wirklich alles sauber und glatt. Auch wenn der Busfahrer des Shuttles in die Falle tappte, dass es zwei „Löbach“ in zwanzig Kilometer Umkreis gibt und daher einen kleinen Umweg fahren musste. Egal, diese Geschichten machen das Event noch bodenständiger.
Am beeindruckendsten fand ich, wie respektvoll der Umgang aller Beteiligten war, egal, ob es sich um große Accounts mit viel Reichweite handelte oder kleine oder nur Interessierte. Es ging nicht um das „ich schau mir mal die Medfluencer an“ oder „einmal Ricardo Langes Bizeps fühlen“, sondern alle versuchten, sich gegenseitig zu beimpfen und zu motivieren. Wir sind als Mediziner online eine Macht, weil wir qualitativ hochwertige Medizin an die User vermitteln können. Jeder macht das auf die eigene Weise und auf der für sich zugeschnittenen Plattform – uns eint der Wunsch nach guter Patienten-Aufklärung.
Abgrenzen müssen wir uns nun durch eine Zertifizierung, einer uns selbst auferlegten Qualitätskontrolle, die illustriert, wer wir sind, welche Qualifikation unsere Beiträge auszeichnet, dabei evidenzbasiert zu arbeiten, uns nicht auf Kosten der Patienten zu bereichern und jederzeit gute Quellenarbeit zu leisten. So grenzen wir uns von selbst ernannten „Nahrungsergänzungsmittel- und Heilungsversprechern“ ab.
Vielleicht findet sich ein Gremium mit einem Advisoryboard, dass ein Qualitätssiegel für Online-Mediziner vergibt. Als Sponsor empfiehlt sich – nicht alleine durch die eigene Namensgebung: DocCheck.
Am Ende ein paar Links zu den Speakern, nicht mit allen Accounts, aber mit ihren wichtigsten – in jedem Fall ein Besuch wert:
Flexikon – Frank AntwerpesDoc FelixmedberfinOTA franziRettungskeksmedsriDr. Bella5.minuten.medizinPfleger Ricardo – Ricardo LangeSchwester Gabi – Ralf BerningKinderleibundseele – Dr. Nikola Klünein_bisschen_rational – Dr. Anastasia PyanovaPsychCast – Jan DreherKatharina LiuDr. Heartdie kinderherztin – Dr. Snjezana-Maria SchüttDominik StarkJohannes Wimmer
Bildquelle: Erik Aquino, unsplash.