Je nachdem, mit welchem Körpergewebe sie in Verbindung stehen, lösen Lymphknoten unterschiedliche Immunantworten aus. Der Grund dafür sind spezielle T-Zellen. Die Entdeckung könnte helfen, Impfungen oder Immuntherapien effektiver zu gestalten.
Der menschliche Körper enthält 600 bis 800 Lymphknoten, die darauf spezialisiert sind, Immunantworten auszulösen. Damit die Lymphknoten über Infektionen im Körper informiert werden, sind sie über Lymphgefäße mit den einzelnen Organen verbunden. Von dort transportieren die Lymphgefäße nicht nur Flüssigkeit, sondern auch dendritische Zellen in die Lymphknoten. Diese tragen die Informationen aus den Organen in die Lymphknoten und geben sie dort an andere Immunzellen weiter.
Jetzt steht fest: Die dendritischen Zellen sind nicht alleine für diesen Informationsfluss zuständig. Ein Forschungsteam um den Immunologen Professor Wolfgang Kastenmüller von der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg hat herausgefunden, dass auch sogenannte unkonventionelle T-Zellen kontinuierlich vom Gewebe in die Lymphknoten wandern und dort die Immunantworten beeinflussen. Diese Entdeckung hat Folgen – für Impfstrategien ebenso wie für Immuntherapien gegen Krebs. Die Ergebnisse der Forschungsgruppe wurden im Journal Immunity veröffentlicht.
„Jedes Gewebe unseres Körpers besitzt unterschiedliche Subtypen der unkonventionellen T-Zellen“, erklärt Kastenmüller. „Da diese Zellen jeweils zum nächstgelegenen Lymphknoten wandern, unterscheiden sich auch die einzelnen Lymphknoten in der Zusammensetzung der T-Zellen. Und das wirkt sich direkt auf die Immunantworten der einzelnen Lymphknoten aus.“ So löse ein Lymphknoten, der über eine Infektion in der Lunge informiert wurde, eine andere Immunantwort aus als ein Lymphknoten, der seine Informationen vom Darm oder aus der Haut erhält.
Eine in die Haut oder in den Muskel verabreichte Impfung zum Beispiel adressiere immer Lymphknoten, die mit der Haut in Verbindung stehen. Womöglich könne der Impfstoff aber wesentlich effizienter sein, wenn man ihn in der Nähe anderer Lymphknoten verabreicht. Diese Überlegung gilt auch für Immuntherapien gegen Krebs.
„Darum wollen wir als nächstes untersuchen, ob wir die Unterschiedlichkeit der Lymphknoten nutzen können, um Impfungen effizienter zu machen oder um Immuntherapien gegen Krebs zu verbessern“, sagt der JMU-Professor. Interessant sei auch die Frage, ob sich die Verschiedenheit der Lymphknoten aktiv beeinflussen lässt. Und es soll geklärt werden, welche Bedeutung die neuen Erkenntnisse mit Blick auf die Entstehung von Autoimmunerkrankungen und Krebs haben.
Dieser Artikel beruht auf einer Pressemitteilung der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Die Originalpublikation haben wir euch hier und im Text verlinkt.
Bildquelle: Denys Nevozhai, unsplash