Antioxidantien machen freie Radikale im Körper unschädlich. Polyphenole, wie sie im Grünen Tee vorkommen, sind effiziente Antioxidantien. Chemiker untersuchten sie auf molekularer Ebene und belegten, dass diese mehrere aktive Zentren besitzen.
„Bislang wurde die antioxidative Eigenschaft von Grünem Tee vor allem quantitativ bewertet, mit Messungen im Minutenbereich. Die wirklich entscheidenden Prozesse passieren aber in viel kürzeren Zeitskalen auf der molekularen Ebene“, erklärt Georg Gescheidt-Demner vom Institut für Physikalische und Theoretische Chemie der TU Graz. Sein Team beschäftigt sich seit mehreren Jahren mit der Radikalchemie und ist in der Lage, mit sehr spezifischen schnelldetektierenden Methoden Radikale im Nanosekundenbereich zu beobachten. Mittels der sogenannten zeitauflösenden EPR-Spektroskopie haben die Forscher die Polyphenole des Grüntees unter die Lupe genommen und dabei festgestellt: „Die Polyphenole des grünen Tees besitzen nicht wie bislang angenommen nur ein, sondern gleich mehrere Zentren. Diese übertragen unabhängig voneinander Wasserstoffatome auf freie Radikale und wandeln die schädlichen freien Radikale in harmlose Moleküle um“, schildert Georg Gescheidt-Demner.
Diese grundlegende Erkenntnis des TU Graz-Teams dürfte auch andernorts von Interesse sein: „Dieses Forschungsergebnis kann die Entwicklung aktiver Substanzen für Antioxidantien anregen – Stichwort Anti-Aging-Produkte“, so Gescheidt-Demner. Auch weitere Polyphenole, beispielsweise das in Rotwein vorkommende Resveratrol, werden nun von den Chemikern genauer unter die Lupe genommen. Originalpublikation: Kurzlebige Phenoxylradikale aus Polyphenolen des Grünen Tees und hochreaktive Sauerstoffspezies: Detektion mittels zeitauflösender EPR-Spektroskopie Georg Gescheidt-Demner et al.; Angewandte Chemie, doi: 10.1002/ange.201407995; 2014