Bei zahlreichen OPs schwingen Roboter schon jetzt das Skalpell. Aber wie schlagen sie sich? Ein Blick auf die ungleiche Konkurrenz von Mensch und Maschine.
Ab den 1980er-Jahren haben Forscher das Da-Vinci-Operationssystem entwickelt und die Ära der Roboter-assistierten Chirurgie eingeläutet. Ärzte brachten der Technologie anfangs noch viel Skepsis entgegen. Doch das Blatt hat sich gewendet, wie mehrere Studien zeigen.
Nierenzellkarzinome gelten in der Chirurgie als Herausforderung. In fortgeschrittenen Stadien können maligne Zellen über die Vena cava inferior in die Leber oder in das Herz gelangen. Schwierig ist, Krebs aus dieser Hohlvene zu entfernen; das Verfahren ist aufwändig und riskant.
Bleibt als Frage, wie sich das Outcome unterscheidet. Um für mehr Klarheit zu sorgen, haben Forscher Daten aus 28 Studien, an denen 1.375 Patienten teilgenommen hatten, verglichen. 439 erhielten eine robotergestützte OP und 936 eine offene OP.
Der robotergestützte Ansatz war im Vergleich zur offenen Methode mit zahlreichen Vorteilen assoziiert:
Das klingt gut. Doch die Autoren geben zu bedenken, dass für den Erfolg die Erfahrung des Chirurgen in der Robotertechnik, das Stadium des Tumors sowie Begleiterkrankungen des Patienten entscheidend seien.
Neue Daten gibt es auch zum Blasenkarzinom. Eine robotergestützte OP zur Entfernung von Blasenkrebs ermöglicht den Patienten eine wesentlich schnellere Genesung und einen deutlich kürzeren Krankenhausaufenthalt, so das Ergebnis einer Studie.
Die Details: In neun britischen Krankenhäusern wurden 338 Patienten mit nicht metastasiertem Blasenkrebs nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen eingeteilt. 169 Patienten unterzogen sich einer robotergestützten radikalen Zystektomie mit Rekonstruktion der Blase durch ein Stück Darm. Weitere 169 Patienten wurden mit einer offenen radikalen Zystektomie behandelt.
Im Durchschnitt blieben Patienten der robotergestützten Gruppe 8 Tage im Krankenhaus, gegenüber 10 Tagen bei der Gruppe mit offener Operation – eine Verringerung um 20 Prozent. Auch die Wiedereinweisung ins Krankenhaus innerhalb von 90 Tagen nach der Operation wurde deutlich reduziert, nämlich um 21 Prozent in der robotergestützten Gruppe gegenüber 32 Prozent in der offenen Gruppe.
Auch bei Blutgerinnseln, Wundkomplikationen, bei der Lebensqualität, bei Einschränkung im Alltag beziehungsweise bei Mobilität schnitten Patienten in der Roboter-Gruppe besser ab. Es gab keine statistisch signifikanten Unterschiede hinsichtlich des Rezidiv-Risikos und der Gesamtmortalität nach rund 18 Monaten. Das klingt vielversprechend.
Wissenschaftliche Arbeiten fördern jedoch nicht nur Positives zu tage. Eine weitere Arbeitsgruppe hat untersucht, ob Roboter bei der Versorgung ventraler Hernien aus Patientensicht zu besseren Ergebnissen führen.
Den Autoren lagen Daten zu 75 Patienten mit minimalinvasiver Hernienreparatur vor: 36 laparoskopische und 39 robotergestützte Eingriffe. Die demografischen Ausgangsdaten und Hernien-Merkmale waren vergleichbar. Bei robotergestützten Operationen war die mediane Operationszeit länger (146 vs. 94 Minuten). Es gab keine signifikanten Unterschiede bei postoperativen Schmerzen oder bei Komplikationen. Auch die postoperativen Ergebnisse aus Patientensicht und die Aufenthaltsdauer im Krankenhaus waren ähnlich. Die robotergestützte Plattform verursachte jedoch höhere Kosten.
„Die längere Operationszeit und die proportionalen Kosten des robotergestützten Ansatzes werden nicht durch einen messbaren klinischen Nutzen ausgeglichen“, kommentieren die Autoren.
Die Veröffentlichungen zeigen, dass Roboter-Assistenzsysteme die Leistung von Chirurgen oft – aber keineswegs immer – verbessern. Ärzte sollten unterschiedliche Aspekte kritisch abwägen: Wie ist die Studienlage – profitieren Patienten wirklich? Wie groß ist der Aufwand, Ärzte auf einem System zu trainieren? Und welche Investitionen in die Technik sind erforderlich?
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