Auch Tierärzte sollten vermehrt auf pockenähnliche Hautläsionen bei Haustieren achten. Das zeigt der erste Fallbericht über einen Hund.
Ob Haustiere als Überträger für das Affenpockenvirus in Frage kommen, ist bisher nicht bekannt. Nun gibt es in Frankreich den ersten Fall eines Hundes mit bestätigter Affenpockeninfektion. Das Tier wurde allem Anschein nach durch seine Besitzer infiziert.
Zwei Männer stellten sich laut Fallbericht mit analen Ulzerationen in der Notaufnahme vor. Im Laufe der Erkrankung entwickelte einer der Patienten vesikulopustulären Ausschlag im Gesicht, an den Ohren und an den Beinen, der andere Patient an den Beinen und am Rücken. In beiden Fällen war der Ausschlag 4 Tage später mit Asthenie, Kopfschmerzen und Fieber verbunden.
12 Tage nach Auftreten der Symptome traten bei ihrem 4 Jahre alten Windhundrüden Schleimhautläsionen, Pusteln am Bauch und eine kleine Ulzeration in der Analregion auf (Bilder im Fallbericht). Ein PCR-Test aus Material der Hautläsionen und Abstrichen von Anus und Maulhöhle auf das Affenpockenvirus war positiv. Die DNA-Sequenzen zeigten, dass das Virus des Hundes und einem seiner Besitzer der im Bericht als B.1 bezeichneten Linie angehörten, welche sich seit April 2022 in nicht endemischen Ländern ausbreitet und zu dieser Zeit besonders in Frankreich verbreitet sei. Zudem lag eine 100 %-ige Sequenzhomologie bei den sequenzierten 19,5 Kilobasenpaaren bei Hund und Besitzer vor.
Die Männer gaben an, gemeinsam mit ihrem Hund in einem Bett zu schlafen. Es ist der erste Bericht über eine Affenpocken-Infektion von Haustieren durch den Menschen. Die Autoren der Veröffentlichung schreiben: „Nach unserem Kenntnisstand deutet die Kinetik der Symptome bei beiden Patienten und anschließend bei ihrem Hund auf eine Übertragung des Affenpockenvirus von Mensch zu Hund hin. Unsere Ergebnisse sollten Anlass zu einer Debatte über die Notwendigkeit sein, Haustiere von Affenpockenvirus-positiven Personen zu isolieren. Auch fordern wir weitere Untersuchungen zu sekundären Übertragungen durch Haustiere.“
Dass infizierte Menschen das zoonotische Virus auch an Tiere übertragen können, scheint zunächst nicht verwunderlich – kann aber trotzdem gefährlich werden. Infektiologe Amesh Adalja vom Johns Hopkins Center for Health Security erklärt in einem Interview: „Es scheint jedoch nicht, dass dies ein weit verbreitetes Phänomen ist, aber eines, das weitere Untersuchungen verdient. [...] Die Gefahr bei der Übertragung von Affenpocken auf Tiere in nicht endemischen Ländern besteht darin, dass das Virus außerhalb seiner üblichen Endemiezone ein heimisches Reservoir aufbauen kann.“
Auch das US-amerikanische CDC gab bereits Handlungsempfehlungen zum Umgang Infizierter mit ihren Haustieren heraus. Neben Hunden und Katzen sei es möglich, dass sich auch bestimmte Mäuse und Hauskaninchen mit dem Affenpockenvirus infizierten. Ob Katzen anfällig für Affenpocken seien, wisse man bisher nicht. Grundsätzlich solle man aber davon ausgehen, dass sich jedes Säugetier mit dem Virus infizieren könne. Als unwahrscheinlich gelte eine Ansteckung bei Reptilien, Amphibien oder Vögeln. Um eine Ansteckung zu verhindern, sollten Menschen mit Affenpocken den Kontakt mit Haus- und Wildtieren vermeiden.
Haustiere, die engen Kontakt zu einer symptomatischen Person mit Affenpocken hatten, sollten nach dem letzten Kontakt 21 Tage lang zu Hause und fern von anderen Tieren und Menschen gehalten werden, so das CDC. Leben Personen mit geschwächtem Immunsystem, Schwangere, kleine Kinder (< 8 Jahre) oder Personen mit atopischer Dermatitis oder Ekzemen in der Vorgeschichte in diesem Haushalt, so müssten Tiere, die engen Kontakt zu Personen mit Affenpocken hatten, innerhalb des Hauses isoliert gehalten und versorgt werden, da ein erhöhtes Risiko für schwere Folgen einer Affenpockenerkrankung bestehe.
Mögliche klinische Anzeichen für Affenpocken bei Tieren seien Lethargie, Appetitlosigkeit, Husten, Blähungen, Nasen- und/oder Augenausfluss oder Krustenbildung, Fieber und/oder pockenähnliche Hautläsionen, die zunächst einem Pickel oder einer Blase ähneln könnten, bevor sie sich zu einer charakteristischen Affenpockenläsion entwickelten.
Bildquelle: Juan Gomez, unsplash