Bisher wird die Mammographie als Standarddiagnostik zur Früherkennung von Brustkrebs eingesetzt. Dabei liefert die Tomosynthese Ärzten genauere Ergebnisse. Doch kann sie sich gegen die Mammographie durchsetzen?
Die altbewährte Mammographie als Brustkrebsdiagnostik bekommt Konkurrenz – die digitale Brusttomosynthese (DBT). Anders als bei der konventionellen 2D-Mammographie – bei der ein Radiologenteam üblicherweise zwei Röntgenbilder der komprimierten Brust erstellt – werden bei jeder Einstellung mehrere Niedrigdosisaufnahmen aus verschiedenen Winkeln aufgenommen. Das heißt: Anstelle eines 2D-Bilds erhält man ein scheinbar dreidimensionales Schichtbild.
Deutsche Forscher um Dr. Walter Heindel untersuchten nun im Rahmen der TOSYMA-Studie, welche Diagnosemethode bei Brustkrebs überlegen ist. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie im Fachmagazin The Lancet Oncology.
An der randomisierten, kontrollierten Studie nahmen knapp 100.000 Frauen im Alter zwischen 50 und 69 Jahren teil. Sie wurden 1:1 aufgeteilt, um entweder mittels 2D-Mammographie oder DBT gescreent zu werden. Als primäre Endpunkte wurden die Erkennung von invasivem Brustkrebs sowie die Rate von invasivem Intervallkarzinom nach 24 Monaten gesetzt.
DBT hat die Nase deutlich vorn: Bei 354 Patientinnen in dieser Gruppe konnte mit einer Erkennungsrate von 7,1 Fällen pro 1.000 gescreenten Frauen ein invasiver Brustkrebs festgestellt werden. Dagegen lag die Erkennungsrate in der Mammographie-Gruppe lediglich bei 4,8 Fällen pro 1.000 gescreenten Frauen (240 Frauen). Die Forscher ermittelten somit eine signifikant höhere Erkennungsrate bei der DBT-Gruppe; dabei erfassten sie eine Odds Ratio von 1,48 (95 % KI: 1,25–1,75). Auch die invasive Krebserkennungsrate für Brustkrebs mit der Tumorgröße pT1 war in der DBT-Gruppe wesentlich höher als bei der Mammographie (OR: 1,73; 95 % KI: 1,41–2,13).
Insgesamt wurden keine schwerwiegenden unerwünschten Ereignisse gemeldet. Unerwünschte Ereignisse sowie Gerätemängel waren in beiden Gruppen nur selten: Jeweils 6 unerwünschte Ereignisse und 23 Gerätemängel in der DBT-Gruppe vs. 5 in der Mammographie-Gruppe. Als unerwünschte Ereignisse verzeichneten die Forscher unter anderem Ohnmacht, Kreislaufkollaps und -probleme sowie allergische Hautreaktionen.
Aus ihrer Studie folgern die Autoren: „Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass die Erkennungsrate für invasiven Brustkrebs mit digitaler Brusttomosynthese plus 2D-Mammographie signifikant höher war als mit digitaler Mammographie allein.“ Und tatsächlich war die Detektionsrate von Brustkrebs in der DBT-Gruppe im Vergleich zur Standard-Mammographie bis zu 48 % höher. Dieser absolute Anstieg der Erkennungsrate von invasivem Brustkrebs für frühe Tumorstadien könne die Inzidenz von fortgeschrittenem Brustkrebs in gescreenten Populationen verringern und somit auch positive Auswirkungen auf die Sterblichkeit bei Brustkrebs haben, so die Autoren.
Wie jede Studie hat auch diese ihre Limitierungen: Eine davon war, dass die Analyse nur aus einer einzelnen Screening-Runde bestand. Daher könnten, den Autoren zufolge, Unterschiede zwischen den Studiengruppen durch einen erstmaligen Prävalenz-Screening-Effekt ohne nachfolgende DBT-Untersuchungen beeinflusst worden seien. Außerdem könne es auch eine Lernkurve hinsichtlich des Erwerbs und Lesens der Daten geben, wodurch es möglicherweise in der frühen Studienphase zu einer Unterschätzung der Erkennungsrate in der DBT-Gruppe gekommen sei.
„Die Bestimmung der Intervallkrebsraten in der Nachbeobachtungsphase der Studie wird die Untersuchung des inkrementellen langfristigen Nutzens des digitalen Mamma-Tomosynthese-Screenings ermöglichen. Somit könnten die Ergebnisse von TOSYMA dazu beitragen, eine wichtige Wissenslücke zu schließen und fortschrittliche Strategien für eine verbesserte systematische Brustkrebsfrüherkennung in bevölkerungsbezogenen Umgebungen zu entwickeln“, so das Fazit der Autoren.
Doch von der Praxis ist diese Screening-Methode noch weit entfernt: Aktuell ist die DBT aus strahlenschutzrechtlichen Gründen in Deutschland noch verboten. Zwar hat man pro einzelne Aufnahme eine geringere Strahlenbelastung als bei der Mammographie, doch insgesamt ist sie tendenziell höher. „Bisher gilt der Zusatznutzen der Tomosynthese für die Brustkrebsfrüherkennung und die primäre Diagnostik bei Brustkrebsverdacht als zu gering, um die höhere Strahlenbelastung zu rechtfertigen“, schreibt das deutsche Krebsforschungszentrum.
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