Immer mehr Frauen setzen medizinisches Cannabis gegen menopausale Beschwerden ein. Aber wie sieht es mit der Evidenz aus?
Die Legalisierung von medizinischem Cannabis hat dazu geführt, dass es bei immer mehr Gesundheitsproblemen eingesetzt wird. So deutet eine aktuelle Studie beispielsweise darauf hin, dass Frauen es vermehrt zur Behandlung von menopausalen Beschwerden verwenden. Frauen in der Perimenopause, die über eine erhebliche Verschlechterung der Wechseljahrsbeschwerden (insbesondere Depression) berichten, machen den größten Prozentsatz der Anwender aus. Die Studienergebnisse wurden in Menopause, der Zeitschrift der North American Menopause Society (NAMS), veröffentlicht.
Die mit der Menopause einhergehenden Hormonveränderungen sind für eine Vielzahl von lästigen Symptomen verantwortlich, darunter Hitzewallungen, Schlafstörungen, depressive Verstimmungen und Angstzustände. Obwohl sich verschiedene Behandlungsmöglichkeiten, insbesondere die Hormontherapie, bei der Behandlung dieser Symptome als wirksam erwiesen haben, sind nicht alle Frauen in der Lage oder bereit, diese Möglichkeiten zu nutzen. Dies hat zu einer ständigen Suche nach weiteren, nicht hormonellen Behandlungsmöglichkeiten geführt.
Mehrere Beobachtungsstudien haben bereits gezeigt, dass der Konsum von medizinischem Cannabis mit verschiedenen klinischen Vorteilen verbunden ist. Darunter sind z. B. Verbesserungen bei der Messung von Angst, Stimmung, Schlaf und Schmerzen sowie kognitive Verbesserungen nach der Behandlung. Bislang gab es jedoch keine Studien, die die Sicherheit und Wirksamkeit von medizinischem Cannabis zur Linderung von Wechseljahresbeschwerden untersucht haben.
In der vorliegenden Studie, an der mehr als 250 Frauen in und nach den Wechseljahren teilnahmen, versuchten die Forscher, den Cannabiskonsum zu bewerten – einschließlich der Art des Konsums – und die Konsummuster zu vergleichen. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass viele Frauen (86 %) derzeit Cannabis als ergänzende Behandlung für klimakterische Beschwerden über eine Vielzahl verschiedener Konsumformen verwenden, wobei Rauchen (84,3 %) und Esswaren (78,3 %) am häufigsten vorkommen. Die am häufigsten genannten Indikationen für den medizinischen Cannabiskonsum waren Schlafstörungen und Stimmungsschwankungen bzw. Angstzustände.
Im Vergleich zu den postmenopausalen Teilnehmerinnen berichteten die perimenopausalen Teilnehmerinnen über eine signifikant schlechtere Symptomatik, einschließlich mehr Angstzuständen und Hitzewallungen. Frauen in der Perimenopause berichteten auch häufiger über Depression und Angstzustände sowie über eine verstärkte Verwendung von medizinischem Cannabis zur Behandlung dieser Symptome. Weitere Untersuchungen sind erforderlich, um die Wirksamkeit von Cannabis bei der Behandlung verschiedener Wechseljahrsbeschwerden zu bestätigen.
„Diese Studie deutet darauf hin, dass der medizinische Cannabiskonsum bei Frauen in der Lebensmitte, die unter menopausenbedingten Symptomen leiden, weit verbreitet sein könnte. Angesichts des Mangels an klinischen Studiendaten zur Wirksamkeit und Sicherheit von medizinischem Cannabis zur Behandlung von Wechseljahrsbeschwerden sind weitere Forschungsarbeiten erforderlich, bevor diese Behandlung in der klinischen Praxis empfohlen werden kann. Angehörige der Gesundheitsberufe sollten ihre Patienten über die Verwendung von medizinischem Cannabis zur Behandlung von Wechseljahrsbeschwerden befragen und evidenzbasierte Empfehlungen für das Symptommanagement geben“, sagt Dr. Stephanie Faubion, medizinische Direktorin der NAMS.
Dieser Artikel basiert auf einer Pressemitteilung der North American Menopause Society. Die Studie haben wir euch hier und im Text verlinkt.
Bildquelle: Arisa Chattasa, Unsplash