Die Antikörper-Therapie bei Parkinson scheint kniffliger als gedacht: enttäuschende Studienergebnisse, fehlende Zulassungen und wenig neue Ansätze. Warum sich ein zweiter Blick trotzdem lohnt.
In den letzten Jahren gab es einen Boom an neuartigen Antikörpertherapien und Biologicals. Meist beruhen diese Therapien vollständig auf der Grundlagenforschung. Die Pharmafirmen arbeiten hier getreu dem Prinzip: man finde ein Pathogen, synthetisiere einen Antikörper gegen dieses und hoffe, dass es wirkt.
Eine ähnliche Strategie wurde erst vor kurzem im Fall des Alzheimer-Mittels Aducanumab verfolgt. Ein Antikörper, der gegen die für Alzheimer pathognomonischen Beta-Amyloid-Plaques gerichtet ist und somit erstmals eine kausale Therapie der Alzheimer-Erkrankung darstellen sollte. Doch die Hoffnungen wurden aufgegeben – Studien konnten keinen eindeutigen Nutzen gegenüber einem Placebo nachweisen. Mittlerweile wurde das Medikament zwar aufgrund einer neueren Studie mit höherer Dosis von Aducanumab in den USA zugelassen, doch die Studienergebnisse sind alles andere als überzeugend. Daran scheiterte auch die europäische Zulassung.
Ein ähnliches Schicksal scheint nun auch das neue Parkinson-Medikament Cinpanemab ereilt zu haben. Hierbei handelt es sich um einen Antikörper, der gegen α-Synuclein gerichtet ist. Dem Protein wird in der Pathogenese des idiopathischen Parkinson-Syndroms eine wesentliche Rolle zugesprochen, weshalb es – neben atypischen Parkinson-Syndromen wie der Lewy-Body-Demenz und der Multisystematrophie – zu den Synukleopathien gezählt wird. Bislang existierte, ähnlich wie bei der Alzheimer-Erkrankung, keine kausale Therapie des idiopathischen Parkinson-Syndroms. Diese therapeutische Lücke sollte der Antikörper Cinpanemab des Pharma-Konzerns Biogen nun füllen.
Für die Phase-II-Studie wurden insgesamt 357 Patienten rekrutiert und jeweils in eine Kontrollgruppe und mehrere Medikamentengruppen mit Cinpanemab in unterschiedlicher Dosierung eingeteilt. Der primäre Endpunkt war eine Veränderung des motorischen Teils der etablierten Unified Parkinson’s Disease Rating Scale (UPDRS), welcher bei den Patienten jeweils in der 52. und 72. Woche erhoben wurde und die Schwere der motorischen Parkinson-Symptome anzeigt. Sekundäre Endpunkte waren eine Veränderung in den übrigen Teilen des UPDRS sowie eine Veränderung des striatalen dopaminergen Systems gemessen mittels DaT-SPECT-Untersuchung in der 52. Woche.
Weder nach 52, noch nach 72 Wochen, konnte ein signifikanter Unterschied zwischen der Kontroll- und den Cinpanemab-Gruppen festgestellt werden. Das galt sowohl für den primären Endpunkt der Studie als auch für die sekundären Endpunkte – unabhängig von der Dosierung des Medikaments. Unerwünschte Arzneimittelwirkungen gab es hingegeben kaum; am häufigsten traten Kopfschmerzen, Nasopharingitiden und Stürze auf. Aufgrund der wenig vielversprechenden Ergebnisse wurde die Studie nach 72 Wochen schließlich beendet.
Wie zuvor bereits im Fall von Aducanumab in der Alzheimer-Behandlung, konnte auch der Parkinson-Antikörper Cinpanemab nicht überzeugen. Auch falls es ähnlich wie bei Aducanumab zu einer Folgestudie mit besseren Ergebnissen kommen sollte, ist eine Zulassung durch die EMA äußerst unwahrscheinlich.
Ist das nun das Ende der Antikörpertherapie beim Morbus Parkinson? So rasch sollte diese Schlussfolgerung nicht getroffen werden. Derzeit befinden sich noch weitere Biologicals in klinischen Studien, von denen man sich einen Nutzen in der Parkinson-Therapie verspricht. Hierzu gehören sogenannte Small Molecules sowie RNA-basierte Therapieansätze, die die pathogenen Proteinaggregationen verhindern sollen. Es bleibt also abzuwarten, ob diese Therapieansätze eine bessere Wirksamkeit erzielen können.
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