Menschliche Kommunikation: So einfach und doch so schwer. Besonders, wenn durch Autismus das Deuten von Gestik und Mimik unmöglich wird. Aber warum ist das so?
Für uns Menschen ist es unabdingbar, Körpersprache im Gespräch deuten zu können – beispielsweise, wenn der Gesprächspartner die Arme verschränkt oder sich zurücklehnt. Diese Fähigkeit ist nicht für alle Menschen selbstverständlich. Forscher des Del Monte Institute for Neuroscience an der University of Rochester haben nun herausgefunden, dass Kinder mit Autismus-Spektrum-Störungen Körperbewegungen nicht immer richtig verarbeiten, vor allem, wenn sie durch andere Dinge abgelenkt sind. Die Ergebnisse wurden in der Zeitschrift Molecular Autism veröffentlicht.
„Die Fähigkeit, die Körpersprache anderer Menschen zu lesen und darauf zu reagieren, ist wichtig für unsere täglichen Interaktionen mit anderen“, erklärt Dr. Emily Knight, Erstautorin der Studie, klinische Mitarbeiterin und Postdoktorandin in Pädiatrie und Neurowissenschaften. „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Gehirne von Kindern mit Autismus die Bewegungen einer anderen Person anders verarbeiten als die ihrer Altersgenossen, wenn sie durch etwas anderes abgelenkt werden.“
Mithilfe eines Elektroenzephalogramms (EEG) zeichneten die Forscher die Gehirnströme von Kindern mit und ohne Autismus auf, während sie Videos mit sich bewegenden Punkten sahen, die so angeordnet waren, dass sie wie eine Person aussahen. In diesen Videos bewegten sich die Punkte entweder ähnlich zu menschlichen Bewegungsabläufen (laufen, springen, treten) oder ohne menschliche Konnotation. Die Probanden im Alter von 6–16 Jahren wurden gebeten, sich entweder auf die Farbe oder auf den Bewegungsablauf der Punkte zu konzentrieren. Die Forscher fanden heraus, dass autistische Kinder das menschliche Bewegungsmuster nicht erkannten, wenn sie sich auf die Punktfarbe konzentrierten.
„Wenn ihr Gehirn weniger Körperbewegungen verarbeitet, fällt es Autisten möglicherweise schwerer, andere Menschen zu verstehen. Sie müssen sich auch besonders auf die Körpersprache konzentrieren, um sie zu verstehen“, so Knight. „Diese Forschung ist ein wichtiger Schritt, um einen inklusiveren Raum für Menschen mit Autismus zu schaffen, indem sie einen Einblick gibt, wie ihr Gehirn einen unausgesprochenen Teil der Kommunikation verarbeitet“, konkludiert Dr. John Foxe, Hauptautor der Studie.
Dieser Artikel basiert auf einer Pressemitteilung des University of Rochester Medical Center. Die Originalpublikation haben wir euch hier und im Text verlinkt.
Bildquelle: Mary Koval, unsplash