Über Histamin wird aktuell viel diskutiert. Forscher fanden nun heraus, dass es Schmerzen beim chronischen Reizdarmsyndrom erheblich verschlimmert. Eine tragende Rolle dabei spielt unser Darmmikrobiom.
Histamin, ein Stoff, der von Darmbakterien produziert wird, verschlimmert chronische Bauchschmerzen beim Reizdarmsyndrom (RDS). Dies geht aus einer aktuellen Studie mit Mäusen und Daten von Patienten mit RDS hervor. Die Ergebnisse werfen ein neues Licht auf den Zusammenhang zwischen Reizdarmsyndrom und Darmbakterien und deuten darauf hin, dass eine gezielte Bekämpfung von Histamin Patienten, die unter dieser häufigen Darmerkrankung leiden, Linderung verschaffen könnte.
Das Reizdarmsyndrom ist eine der häufigsten Ursachen für chronische Schmerzen und Beschwerden und betrifft nach Angaben der International Foundation for Gastrointestinal Disorders etwa 5-10 % der Weltbevölkerung. Studien haben ergeben, dass Bakterien des Darmmikrobioms die Schmerzen bei Reizdarmsyndrom und anderen Schmerzstörungen verschlimmern können.
Diese Erkenntnisse basierten jedoch meist auf klinischen Assoziationen und nur wenige Studien haben einen kausalen Zusammenhang zwischen dem Darmmikrobiom und chronischen Schmerzen nachgewiesen. Aufbauend auf ihrer früheren Arbeit an Patienten mit Reizdarmsyndrom untersuchten Giada De Palma und Kollegen die Rolle von Histamin – einem Stoff, der Mastzellen anlockt, die wiederum allergische Reaktionen auslösen.
Das Team untersuchte, wie Histamin, das von bestimmten Mikroben des Darmmikrobioms produziert wird, den Schmerz bei keimfreien Mäusen beeinflusst, die fäkale Mikrobiomtransplantate von Patienten mit Reizdarmsyndrom erhalten hatten. Nagetiere, die eine fäkale Mikrobiomtransplantation von Patienten mit Reizdarmsyndrom erhielten, die einen hohen Histamingehalt in ihrem Urin aufwiesen, zeigten eine erhöhte Schmerzempfindlichkeit.
Die Kultivierung der Darmmikroben führte zur Produktion großer Mengen an Histamin, von denen ein Großteil von Klebsiella aerogenes produziert wurde. Dieser Bakterienstamm war auch in Stuhlproben von drei unabhängigen Kohorten von Patienten mit Reizdarmsyndrom ungewöhnlich häufig vertreten. Die Blockierung des Histamin-4-Rezeptors in den keimfreien Mäusen, die das fäkale mikrobielle Transplantat von Reizdarmsyndrom-Patienten mit hohem Histamingehalt im Urin erhielten, verringerte jedoch die Schmerzempfindlichkeit und senkte die Anzahl der Mastzellen im Dickdarm der Tiere.
Diese Ergebnisse „könnten Ernährungsempfehlungen, auf Mikrobiota ausgerichtete Therapien oder den Einsatz von [Histamin 4]-Rezeptorantagonisten bei einer Untergruppe von Patienten mit Reizdarmsyndrom unterstützen“, so die Autoren.
Dieser Artikel basiert auf einer Pressemitteilung der American Association for the Advancement of Science. Die Originalpublikation findet ihr hier und im Text.
Bildquelle: Pawel Czerwinski, unsplash