Habt ihr schon mal ein Sticker-Sarkom diagnostiziert? Der transmissible Tumor gelangt vermehrt durch importierte Hunde nach Deutschland. Forscher warnen jetzt: Bei Veränderungen an Nase und Maul sollten Tierärzte an den Tumor denken – besonders bei Rüden.
Das Sticker-Sarkom, auch transmissibler venerischer Tumor (TVT) genannt, ist ein übertragbarer Tumor des Hundes, der vor allem an den Geschlechtsorganen auftritt. Beim Beschnüffeln oder Ablecken der Genitalien anderer Hunde – der üblichen Lokalisation für den TVT – kann der Tumor auch auf die Nase und das Maul übertragen werden. Eine Studie aus Großbritannien hat jetzt ergeben, dass sich männliche Hunde vier- bis fünfmal häufiger mit der oronasalen Form des TVT infizieren, als weibliche.
Die Forscher vermuten, dass dies auf Verhaltensunterschiede zwischen den Geschlechtern zurückzuführen ist: Rüden verbringen mehr Zeit damit, an den Genitalien von Hündinnen zu schnüffeln und zu lecken, als umgekehrt.
Das Sticker-Sarkom wird durch Schleimhautkontakt von Hund zu Hund übertragen. Der natürliche Übertragungsweg ist der Deckakt (venerische Erkrankung). Aber auch durch gegenseitiges Belecken und Beriechen der Genitalien können sich die Hunde mit dem Tumor infizieren. Da eine Übertragung von Tumorerkrankungen ansonsten eher ungewöhnlich ist, vermutete man lange Zeit ein ansteckendes Virus als Ursache. In experimentellen Untersuchungen konnte jedoch gezeigt werden, dass das Sticker-Sarkom nur durch lebende Tumorzellen übertragen werden kann.
In der Studie durchkämmten die Forscher eine Datenbank mit fast 2.000 TVT-Fällen und stellten fest, dass nur 32 TV-Tumore im Maulbereich lagen. Davon waren 27 Fälle bei Rüden. Dr. Andrea Strakova vom Fachbereich Veterinärmedizin der Universität Cambridge und Erstautorin der Studie: „Wir vermuten, dass dies darauf zurückzuführen ist, dass männliche Hunde eine Vorliebe für das Schnuppern oder Lecken an den weiblichen Genitalien haben, umgekehrt eher weniger. Möglicherweise sind die weiblichen Genitaltumore im Vergleich zu den männlichen auch leichter zu erschnüffeln und zu belecken“. Die Ergebnisse wurden in der Zeitschrift Veterinary Record veröffentlicht.
TVT wurde erstmals vor mehreren tausend Jahren in den Zellen eines Hundes nachgewiesen; bemerkenswerterweise schien sich der Krebs nach dem Tod dieses ursprünglichen Hundes auf weitere Hunde ausgebreitet zu haben. Der canine TVT ist heute in Hundepopulationen auf der ganzen Welt zu finden und die älteste und am stärksten verbreitete Krebsart, die in der Natur bekannt ist.
Im Vereinigten Königreich sind TVT nicht stark verbreitet, die Fallzahlen sind jedoch in den letzten zehn Jahren gestiegen. Es wird angenommen, dass dies mit der Einfuhr von Hunden aus dem Ausland zusammenhängt. Die Krankheit kommt weltweit vor, wird aber meist mit Ländern in Verbindung gebracht, in denen es freilaufende Hundepopulationen gibt. „Obwohl dieser Tumor relativ leicht diagnostiziert und behandelt werden kann, sind Tierärzte im Vereinigten Königreich möglicherweise nicht mit den ersten Anzeichen vertraut, da der TVT hier sehr selten ist“, so Strakova. Sie fügte hinzu: „Wir halten es für wichtig, den TVT als mögliche Diagnose für oronasale Tumore bei Hunden in Betracht zu ziehen. Die Chemotherapie mit Vincristin ist sehr wirksam, und die große Mehrheit der Hunde erholt sich.“
Die häufigsten Symptome der oronasalen Form des TVT sind Niesen, Schnarchen, Atembeschwerden, Verformungen und Zubildungen des Nasenspiegels oder (blutiger) Ausfluss aus Nase oder Maul. Genitale Formen treten bei männlichen und weiblichen Hunden etwa gleich häufig auf.
Dieser Beitrag basiert auf einer Pressemitteilung der University of Cambridge. Die Originalpublikation findet ihr hier und im Text verlinkt.
Bildquelle: Kara Eads, unsplash