Wie unterscheidet man eine Perikardtamponade von einem Perikarderguss? Notfallmediziner müssen selbst um 3 Uhr nachts innerhalb von Minuten entscheiden, bevor es zum obstruktiven Schock kommt.
In diesem Artikel geht es nicht – und das ist wichtig – um die akute Perikardtamponade. Das heißt: eine echokardiographisch darstellbarer Perikarderguss und eine gleichzeitige hämodynamische Instabilität. Diese Situation ist normalerweise immer als Perikardtamponade zu werten, die eine umgehende Perikardiozentese benötigt. In diesem Zusammenhang ist es besonders wichtig zu berücksichtigen, dass bei einer akuten Perikardtamponade (z.B. nach Trauma) bereits kleinste Ergüsse (~ 50mL) für eine hämodynamische Instabilität ausreichen können. Das Perikard hat im Gegensatz zu subakuten Tamponaden hier keine Zeit sich auszudehnen.
Eine schöne graphische Darstellung gibt es dazu in Ivens et al.
Stattdessen geht es in diesem Artikel um die Minuten und ggf. auch Stunden, bevor es zu einem obstruktiven Schock kommt. Wo Notfallmediziner entscheiden müssen, ob es sich um eine subakute Perikardtamponade oder einen Perikarderguss handelt – ganz im Sinne von Felix’s Vortrag zur Periarrest Situationen. Besonderer Fokus dabei ist immer, dass die Kniffe auch um 3 Uhr nachts problemlos sitzen.
Subakute Perikardtamponaden gehen meist mit einem eher chronischen Verlauf einher. Das Perikard kann sich dehnen und selbst große Ergüsse von 1-2 l ausgleichen. Aber eben nur bis zu dem Zeitpunkt X, an dem sich das Perikardium nicht mehr ausdehnen kann und bereits ein kleiner, weiterer Zuwachs an Flüssigkeit zu einer Perikardtamponade führt. Die Diagnosekriterien der Perikardtamponade sind nicht einheitlich, daher sind die Angaben zur Sensitivität und Spezifität der einzelnen echokardiographischen Befunde mit Vorsicht zu genießen.
Da man es nicht oft genug erwähnen kann nochmals der Disclaimer: Ein Perikarderguss mit einer gleichzeitigen Hämodynamischen Instabilität ist generell erstmal als Perikardtamponade zu werten und benötigt eine Perikardiozentese!
Ist es eine Perikardtamponade? Credit: dasFOAM
Alle Angaben zu Sensitivität bzw. Spezifität wurden aus dem Narrative Review, welches 2018 im American Journal of Emergency Medicine publiziert worden ist, entnommen. Ausdrückliche Leseempfehlung – so ziemlich alle neueren Ressourcen zum Thema Perikardtamponade in der Notfallmedizin beziehen sich auf dieses Review. Im Mai 2022 erschein im American Journal of Emergency Medicine ein noch umfangreicheres Review von der gleichen Autorengruppe.
Ein Punkt, der etwas Verwirrung stiften kann, ist der „systolic RA collapse“, den wir genau so wie coreultrasound.com „diastolic RA collapse“ nennen, da sich bei Schluss der Trikuspidalklappe das rechte Atrium in der Diastole befindet und der rechte Ventrikel in Systole. Denn wenn sich das Atrium in der Systole befindet, ist eigentlich immer echokardiographisch ein Kollaps des Rechten Herzvorhofs (RA) darzustellen – da es sich nun mal in die Rechte Herzkammer (RV) entleert.
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