Bei hitzigen Temperaturen erhöht sich das Herzinfarktrisiko. Doch wie gefährlich wird es, wenn Herzmedikamente eingenommen werden? Welche Medikamente das Risiko befeuern und wer besonders aufpassen sollte, erfahrt ihr hier.
Bekannt ist, dass Umweltfaktoren, wie extreme Außentemperaturen, Herzinfarkte auslösen können. Bisher war jedoch unklar, ob Patienten, die bestimmte Herz-Kreislauf-Medikamente einnehmen, an heißen Tagen ein höheres Herzinfarkt-Risiko aufweisen, als Patienten, ohne diese regelmäßige Medikamenteneinnahme. Dieser Frage gingen Forscher nun auf den Grund und zogen für ihre Analysen Daten von etwa 2.500 Herzinfarkt-Fällen heran, die während der Sommermonate auftraten.
Die Ergebnisse waren deutlich: Patienten, die Thrombozytenaggregationshemmer bzw. Betablocker einnahmen, zeigten im Vergleich zu Patienten, die diese Medikamente nicht einnahmen, an heißen Tagen ein signifikant erhöhtes Risiko für nicht-tödliche Herzinfarkte. Die Einnahme von Thrombozytenaggregationshemmern war mit einem Anstieg des Risikos um 63 % und die Einnahme von Betablockern sogar mit einem Anstieg um 65 % verbunden. Patienten, die beide Medikamente einnahmen, hatten ein um 75 % höheres Risiko. Bei Nichtanwendern dieser Medikamente war die Wahrscheinlichkeit eines Herzinfarkts an heißen Tagen nicht erhöht.
Ein Aspekt wunderte die Forscher besonders: Der Effekt der Medikamenteneinnahme war in der jüngeren Altersgruppe (25–59 Jahre) stärker als bei älteren Patienten (60–74 Jahre), obwohl letztere häufiger bereits zugrunde liegende koronare Herzerkrankungen aufwiesen.
Die Studienergebnisse beweisen nicht, dass diese Medikamente bei Hitze die Herzinfarkte verursacht haben. Die Wissenschaftler vermuten jedoch, dass die Einnahme der Medikamente die Thermoregulation des Körpers erschwert. Somit könnte die Medikamenteneinnahme diese Patienten tatsächlich empfindlicher gegenüber Hitzeexposition machen.
Denkbar ist allerdings auch, dass die zugrunde liegende schwere Herzerkrankung, sowohl die Verschreibung der genannten Medikamente erklärt, als auch die höhere Empfindlichkeit gegenüber Hitze. Gegen letztere Hypothese spricht jedoch, dass zum einen der beobachtete Risikoanstieg durch die Medikamenteneinnahme besonders stark in der an sich gesünderen und jüngeren Patientengruppe auftrat. Darüber hinaus fanden die Wissenschaftler keine Risikoerhöhung, wenn andere Herzmedikamente eingenommen wurden.
„Die Ergebnisse legen nahe, dass Herzinfarkte mit fortschreitendem Klimawandel und damit verbundenen häufigeren heißen Tagen zu einer größeren Gefahr für Patienten mit bestehenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen werden können“, erklärt Studienautorin Dr. Alexandra Schneider. Besonders während Hitzewellen sei es für Betroffene daher ratsam, vorsichtig zu sein und sich im Kühlen aufzuhalten. Vor allem die Wirkung der Medikamente auf die Thermoregulation, die veränderte Wirksamkeit der Medikamente bei Hitze sowie das Zusammenspiel von Medikamenten mit gesundheitlichen Folgen wie Dehydrierung, müsse noch besser erforscht werden. „Nur dann können Hausärzte auf angekündigte heiße Tage und Hitzewellen reagieren und die Medikation ihrer Patienten kurzfristig entsprechend anpassen“, erläutert die Forscherin.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung des Helmholtz Zentrums München. Hier findet ihr die Originalpublikation.
Bildquelle: Jared Rice, unsplash