Virologen haben sich die angeborene Immunantwort gegen Herpesviren genauer angesehen. Dabei fanden sie heraus, wie genau der Verteidigungsmechanismus funktioniert. Die Erkenntnisse sollen nun helfen, Menschen besser vor Infektionen zu schützen.
Die meisten Körperzellen können sich gegen Viren wehren, nachdem sie von körpereigenen Botenstoffen – den Interferonen – aktiviert wurden. Das geschieht mithilfe von Proteinen, die eindringende Virusbestandteile erkennen und die Virusvermehrung stören. Eins dieser Proteine ist das Myxovirus-Resistenzprotein B (MxB). Es kann Viren, wie bspw. HI- und Herpesviren, hemmen. Bisher war jedoch nicht klar, wie dies genau funktioniert. Ein Virologen-Team hat sich daher die Wechselwirkungen zwischen MxB und Herpesviren näher angesehen – ihre Erkenntnisse könnten der Anfang einer Erfolgsgeschichte auf dem Weg zu neuen Wirkstoffen gegen Herpesviren sein.
„Wir konnten mittels biochemischer Experimente erstmalig zeigen, dass MxB die erstaunliche Fähigkeit hat, die hochstabilen schützenden Kapside von Herpesviren anzugreifen und zu zerlegen. Die Kapside umschließen das Genom der Viren und bewahren es so vor der zelleigenen Abwehr“, sagt Studienautorin Prof. Beate Sodeik. Die Arbeiten fanden mit Herpes-Simplex-Viren statt, die unter anderem Lippen- und Genitalherpes auslösen, und mit Varizella-Zoster-Viren, den Verursachern von Windpocken und Gürtelrose.
Bisher arbeitet das Team mit zellfreien Methoden und mit Proteingemischen, die nach der Auflösung der Zellmembranen entstehen, und die aktive oder mutierte, inaktive MxB-Proteine enthalten. „Nun untersuchen wir, ob MxB auch in intakten, infizierten Zellen die Kapside zerlegen kann und in welchen Zelltypen dieser Mechanismus von den Interferonen aktiviert wird“, erläutert Prof. Sodeik. Eine elektronenmikroskopische Aufnahme: Das Herpesvirus wird vom Protein MxB (blauer Handschuh) attackiert. Quelle: Manutea Serrero & Beate Sodeik.
Dazu entwickelt das Team Methoden, um Viruspartikel herzustellen, bei denen sowohl die Kapside als auch die viralen Genome markiert sind. Mit diesen Viren werden dann MxB-haltige Zellen infiziert und untersucht, bei welchen Stadien im Infektionszyklus MxB die markierten Kapside angreift und ob die markierten Genome aus den zerlegten Kapsiden freigesetzt werden. „Ein besseres molekulares Verständnis für diesen Interferon-induzierten Verteidigungsmechanismus gegen Herpesviren kann vielleicht genutzt werden, um neue Behandlungen gegen Herpesviren zu entwickeln, welche an den Kapsiden angreifen“, schlussfolgert die Forscherin.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung der Medizinischen Hochschule Hannover. Die Originalpublikation findet ihr hier.
Bildquelle: Johann Walter Bantz, unsplash