Eine Klassifikation der perianalen Crohn-assoziierten Fisteln ist wichtig – unter anderem bei der Entscheidung für eine geeignete Therapie.1 Bereits seit fast 50 Jahren wird dafür die Klassifikation nach Parks genutzt. Diese ist bis heute bekannt, aber längst nicht die einzige gebräuchliche Einteilung für perianale Fisteln.1,2
Die Klassifikation nach Parks unterscheidet perianale Fisteln hinsichtlich ihres Verlaufs und ihrer Lage zu den Schließmuskeln in vier Typen:2
Abb. 1: Anatomie des Fistelganges (modif. nach 4, 9)
Der Verlauf der Fisteln, insbesondere in Relation zum Sphinkter, ist beispielsweise wichtig, um eine geeignete Therapie zu finden, den externen Sphinkter dabei zu schonen und die Kontinenz somit zu erhalten. Doch neben der Anatomie fließen noch andere Aspekte in die Therapieentscheidung ein. Daher wurden weitere Klassifikationen entwickelt, um ein umfassenderes Gesamtbild der perianalen Fisteln zu charakterisieren.
Weitreichend bekannt und als klinisch relevant akzeptiert ist dagegen die Klassifikation der American Gastroenterology Association (AGA).4 Sie unterscheidet grundsätzlich nur zwei Arten von perianalen Fisteln – „einfache“ und „komplexe“. Beide werden nach Verlauf des Fistelgangs, der Anzahl externer Öffnungen, der Präsenz von Abszessen und/oder einer Proktitis sowie einer Beteiligung anderer Organe eingeteilt.4
Abb. 2: Klassifikation perianaler Fisteln nach AGA (2003)4
Einfache perianale Fisteln sind leichter zu behandeln und entsprechende Interventionen bergen in der Regel nicht die Gefahr einer Inkontinenz.5 Bis zu 80 % der perianalen Fisteln bei Morbus Crohn sind jedoch komplexe Fisteln im Sinne der AGA-Klassifikation.3,6,7
Für die klinische Evaluation perianaler Fisteln kommen einige Verfahren in Frage. Zunächst sollten die perianale Haut und alle externen Fistelöffnungen begutachtet werden. Mittels rekto-dextraler Untersuchung lassen sich möglicherweise interne Öffnungen im Analkanal bereits ertasten. Auch eine Anoskopie kann dabei helfen die internen Öffnungen zu lokalisieren. Der Verlauf des Fistelgangs lässt sich dagegen meist mit einer Sonde bestimmen.1
Zusätzlich können auch bildgebende Verfahren, wie eine Endo-Sonografie oder ein MRT zum Einsatz kommen, um die Lage der Fisteln zu bestimmen und die Diagnose zu unterstützen. Auch eine Kombination aus mehreren bildgebenden Verfahren ist möglich, um die Diagnosesicherheit zu steigern.1
Darüber hinaus kann es sinnvoll sein, das Ausmaß der perianalen Erkrankung bzw. der Fistelaktivität bei Patient*innen mit Morbus Crohn zu bestimmen. Auch dabei sind bildgebende Verfahren nützlich und es können verschiedene Scores angewendet werden. Der Perianal Disease Activity Index (PDAI) berücksichtigt etwa Aspekte wie den Austritt von Flüssigkeit, Schmerzen und die Einschränkungen von Aktivitäten – darunter auch sexuelle Aktivitäten. Das Fistula Drainage Assessment (FDA) dagegen soll die Fistelheilung quantifizieren.8
Es gibt einige verschiedene Klassifikationen zur Einteilung perianaler Fisteln. Unabhängig davon welche Art der Einteilung verwendet wird, müssen sich die Behandler*innen mittels Untersuchungen und bildgebender Verfahren ein umfassendes klinisches Bild für die Klassifikation machen. Nur so kann eine geeignete Behandlung gefunden werden – denn die Therapie-Möglichkeiten sind fast so zahlreich wie die Arten der verschiedenen Crohn-Fisteln.