Die US-amerikanische Food and Drug Administration hat das Antidiabetikum Liraglutid zur Gewichtsreduktion zugelassen. Das Abspecken per Pille ist jedoch mit zahlreichen Nebenwirkungen verbunden. Vielen Patienten werden adipositaschirurgische Eingriffe nicht erspart bleiben.
Ab einem Body Mass Index (BMI) von 30 kg/m² sprechen Ärzte von Adipositas. Laut Angaben der Weltgesundheitsorganisation sind mehr als 300 Millionen Menschen betroffen – in Industrieländern, aber auch zunehmend in Schwellenländern. Das Spektrum an Arzneistoffen bleibt mehr als überschaubar. Nachdem Sibutramin aufgrund kardiovaskulärer Risiken vom Markt genommen wurde, gibt es bei uns nur noch den Wirkstoff Orlistat. In den USA sorgt jetzt ein weiteres Präparat für Furore.
Die FDA hat jetzt ihre Zulassung für Liraglutid erweitert. Das bekannte Antidiabetikum darf auch bei Patienten mit Adipositas, aber ohne Typ 2-Diabetes, verschrieben werden. Das Pharmakon wirkt als Inkretinmimetikum. Es ahmt Effekte des Glucagon-like Peptid 1 (GLP-1) nach. Pharmakologisch kommt bei Adipositas weniger die gesteigerte Insulinausschüttung zum Tragen. Patienten profitieren von einer langsameren Magenentleerung, und sie sind schneller satt. Mittelfristig verringert sich das Körpergewicht, was als Begleiteffekt bei vielen Diabetikern auftrat. Diese durchaus gewünschte Nebenwirkung soll jetzt in den USA zum Hauptnutzen von Liraglutid werden. Dazu hat der Hersteller empfohlene Dosierungen von 1,6 auf 3,0 Milligramm pro Tag erhöht.
Zur Zulassung wurde Liraglutid an 4.800 Personen mit Übergewicht (BMI mindestens 27 kg/m2) oder Adipositas (BMI mindestens 30 kg/m2) getestet. Unter Verum verringerte sich das Körpergewicht nach 12 Monaten um 4,5 Prozent, verglichen mit Placebo. Analysen zufolge verloren 62 Prozent im Liraglutid-Arm sogar fünf oder mehr Prozent, verglichen mit 34 Prozent im Placebo-Arm. Patienten mit Typ 2-Diabetes speckten nach einem Jahr 3,7 Prozent ab, wieder gemessen an Placebos. Hier verloren 49 Prozent unter der Medikation fünf oder mehr Prozent an Körpergewicht, während es unter Placebo nur 16 Prozent waren. Als häufigste Nebenwirkungen traten gastrointestinale Störungen auf. Damit nicht genug: Zumindest im Tierversuch traten bei Nagern C-Zell-Tumoren der Schilddrüse auf. Entsprechende Hinweise müssen deshalb auf US-Fachinformationen genannt werden. Versagen alle pharmakologischen Methoden, bleibt immer noch die bariatrische Chirurgie.