Bei Vergiftungen durch Paracetamol kommt es durch eine erhöhte Konzentration von Gallensäure oft zu Leberversagen. Wie der gefährliche Kreislauf unterbrochen wird und wo neue Therapien ansetzen können, zeigt eine aktuelle Studie.
Vergiftungen mit Paracetamol (APAP) sind eine häufige Ursache für Leberversagen. Doch noch sind nicht alle Zusammenhänge bekannt, die zu einer Leberschädigung durch APAP führen. Vor allem die Rolle der Gallensäuren ist unklar. Das Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund hat daher untersucht, warum die Konzentration von Gallensäuren nach einer APAP-Vergiftung in der Leber ansteigt.
Ihre neuesten Erkenntnisse haben die Forscher im Journal of Hepatology veröffentlicht: Die Gallensäuren werden durch einen Kreislauf immer wieder in die Leber geleitet, statt direkt aus der Leber zu fließen. Die Unterbrechung dieses Kreislaufs verringert die Leberschädigung massiv.
Mit Hilfe von Intravitalmikroskopie und speziellen Bildgebungsverfahren in Mäusen analysierte die Forschungsgruppe von Dr. Ahmed Ghallab den Gallesäuretransport deshalb genauer. Den neu entdeckten Mechanismus nannte die Gruppe „Futile Bile Acid Cycling“. Eine Überdosis APAP verletzt die Barriere zwischen Galle und Blutgefäßen. So gelangen Gallensäuren in das Blut und werden durch das Kreislaufsystem immer wieder zurück in die Leberzellen geleitet und fließen nicht aus der Leber ab. Dadurch entsteht eine hohe Gallensäurenkonzentration in den einzelnen Leberzellen, die schließlich zu ihrem Tod führt.
Eine weitere wichtige Beobachtung war, dass die Unterbrechung des Kreislaufs der Gallensäuren in den Leberzellen die durch APAP verursachte Leberschädigung reduziert. Die Verhinderung des Gallensäuretransports könnte daher eine therapeutische Option nach einer APAP-Vergiftung darstellen. Aktuell ist nämlich bloß ein Medikament (N-Acetylcystein) für die Behandlung einer Paracetamol-Überdosis zugelassen, das nur wirksam ist, wenn es innerhalb von acht Stunden nach der Überdosis verabreicht wird.
Dieser Artikel basiert auf einer Pressemitteilung des Leibniz-Instituts für Arbeitsforschung an der TU Dortmund. Die Studie haben wir euch im Text und hier verlinkt.
Bildquelle: Giorgio Trovato, Unsplash