Ich erinnere mich noch genau: Während meines klinischen Studiums am Klinikum Steglitz der Freien Unversität Berlin zeigte uns der Ordinarius für Gynäkologie eine Patientin mit einem MRKHS, bei der er auf ihren Wunsch und Zustimmung eine Neovagina angelegt hatte. Weitere Nachbehandlung und Bougierungen waren erforderlich.
Das Mayer-Rokitansky-Küster-Hauser-Syndrom (MRKHS), kurz Rokitansky-Küster-Syndrom, Küster-Mayer-Syndrom oder Rokitansky-Küster-Hauser-Syndrom genannt, ist eine angeborene Fehlbildung des weiblichen Genitals durch Hemmungsfehlbildung der Müller-Gänge im zweiten Embryonalmonat. Die Ätiologie ist unbekannt. Höchstwahrscheinlich liegt eine Chromosomenstörung vor, die vor allem eine Fehlbildung der Müllerschen Gänge hervorbringt.
Die Patientin war ansonsten genetisch und morphologisch weiblich; sie wollte als Frau ihre Kohabitationsfähigkeit durch die komplizierten Operationsverfahren hergestellt wissen. Uns MedizinstudentInnen war klar: Hier ging es nicht um männlich/weiblich/divers, um ein erlerntes "soziales" Geschlecht, sondern um die Wiederherstellung der eigenen Identität im gar nicht mal hinterfragten Frau sein.
Ich schalte um: Nach 10 jähriger Sexualmedizin-Fortbildung bei Prof. Volkmar Sigusch und Prof. Martin Dannecker, nach Mitgründung der AIDS-Hilfe Essen, Mitbegleitung einer Transexuellen-Selbsthilfegrupe im Essener Lore-Agnes-Haus der Arbeiterwohlfahrt, nach langjähriger hausärztlicher Betreung von Patienten mit genetischen Mosaiken, Turner-Sndrom:
(X0)Ullrich-Turner-Syndrom (UTS), Monosomie X oder Status Bonnevie-Ullrich, ist eine bei Frauen auftretende angeborene Erkrankung, deren Ursache eine Monosomie ist. Bei dieser Chromosomenaberration befindet sich in den Körperzellen an Stelle von zwei Geschlechtschromosomen (XX oder XY) nur eins.
Klinefelter-Syndrom (XXY):
Das Klinefelter-Syndrom, auch Klinefelter-Reifenstein-Albright-Syndrom, mit dem Karyotyp 47,XXY ist eine der häufigsten Formen angeborener Chromosomenanomalien im männlichen Geschlecht und die häufigste Ursache von Hypogonadismus. Individuen mit diesem Syndrom besitzen, abweichend vom üblichen männlichen Karyotyp (46,XY), ein zusätzliches X-Chromosom in allen (47,XXY) oder einem Teil der Körperzellen.
Bin ich zu der Überzeugung gelangt, dass bis auf eine ganz geringe Irrtumswahrscheinlichkeit nur männliche und weibliche biologische Identitätsbildungen mit der ganzen Vielfalt sozial überformten bio-psycho-sozial-kulturell-sexuellen Orientierungen existieren. Das Gefühl, trans oder divers zu sein oder sich umoperieren lassen zu wollen, ändert nichts an der vorgegebenen zellulären Geschlechtlichkeit.
Foto Uffizien/Florenz ©️ Dr. SCHÄTZLER