Eine Therapie mit Immuncheckpoint-Inhibitoren wird häufig in der Tumortherapie eingesetzt. Bei Eierstockkrebs erzielte die Aktivierung der eigenen Immunabwehr bisher keine großen Erfolge. Forscher haben jetzt eine Möglichkeit gefunden, das zu ändern.
Eierstockkrebs ist die fünfthäufigste krebsbedingte Todesursache bei Frauen. Die bisherige Standardtherapie besteht aus einer möglichst radikalen Tumoroperation, gefolgt von einer Kombinationschemotherapie. In den letzten Jahren ist insbesondere bei Frauen, die eine erbliche Form dieser Tumoren aufweisen, eine Erhaltungstherapie mit sog. PARP-Inhibitoren hinzugekommen. Dennoch liegt das 5-Jahres-Überleben weiterhin bei nur etwa 50 Prozent.
Doch woran scheitert die Immuntherapie? Durch die Bildung bestimmter Oberflächenproteine (z.B. PD-L1) können Tumore den Angriff von Immunzellen, die den Rezeptor zu diesen Oberflächenproteinen (PD-L1 oder PD-1) haben, abwehren. Damit das körpereigene Immunsystem dennoch erfolgreich einen Tumor bekämpfen kann, braucht es die Hilfe von Antikörpern, die das Oberflächenprotein PD-L1 oder PD-1 blockieren. Die Immunantwort gegen den Tumor wird so „enthemmt“ und der Tumor erfolgreich bekämpft. Das funktioniert bei einigen Tumoren wie z.B. dem schwarzen Hautkrebs oder bestimmten Lungentumoren schon recht gut. Beim Eierstockkrebs waren dagegen alle größeren Studien erfolglos. Dies mag daran liegen, dass es Immunzellen ohne Unterstützung generell sehr schwerer haben, erfolgreich in Eierstocktumore einzuwandern.
Bereits vor einiger Zeit identifizierte eine Forschergruppe einen bestimmten Botenstoff, das Chemokin CXCL9, der mit einer erfolgreichen Immuninfiltration beim Eierstocktumor in Verbindung gebracht werden konnte. In einer aktuellen Studie untersuchten die Wissenschaftler nun im Tiermodell, ob CXCL9 auch in der Praxis die Immunzellen in den Tumor locken kann. „Wir fragten uns, ob CXCL9 – ein kleines lösliches Botenstoff-Protein – tatsächlich die „richtigen“ Immunzellen in den Tumor locken und so bislang wirkungslosen Immuntherapien gegen PD-L1 Erfolg verschaffen kann“, so die Studienautoren.
Der Botenstoff CXCL9 verbessert die Einwanderung von Immunzellen in Eierstockkrebstumore. Bildquelle: Holger Bronger.Und tatsächlich: Es zeigte sich, dass sich die Zahl an Immunzellen und somit das Überleben der an Eierstockkrebs erkrankten Tiere verbesserte, wenn die Tumore vermehrt CXCL9 bildeten. Zusätzlich funktionierte eine bisher erfolglose Antikörpertherapie. Produzierten die Tumore jedoch bereits konkurrierende Chemokine, schlug die Therapie nicht an. Das zeigte sich bei Versuchstieren, die eine bestimmte erbliche Art des Eierstockkrebses hatten. Klarzellige Eierstocktumore hingegen sprachen besonders gut auf eine Immuncheckpoint-Blockade an, da sie am häufigsten viel CXCL9 bilden.
Die Erkenntnisse sollen in Zukunft helfen, Patientinnen zu identifizieren, die von einer Immuncheckpoint-Blockade profitieren können. Darüber hinaus arbeiten die Wissenschaftler daran, durch medikamentöse Einflussnahme CXCL9 im Eierstockkrebs anzureichern, damit eine erfolgreiche Tumorbekämpfung durch das körpereigene Immunsystem möglich wird.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung der Wilhelm Sander-Stiftung. Hier findet ihr die Originalpublikation.
Bildquelle: Timothy Dykes, unsplash.