Vegetarisch, pescetarisch, Fleisch – welche Ernährung ist die gesündeste und verringert eine fleischlose Ernährung das Krebsrisiko? Mit diesen Fragen beschäftigt sich eine 2022 veröffentlichte Studie, die auf Daten der UK Biobank beruht.
Die UK Biobank ist eine groß angelegte populationsbasierte, prospektive Kohortenstudie, die weltweit für Forscher:innen zugänglich ist.1,2 Innerhalb von vier Jahren wurden gesundheitliche und genetische Daten von mehr als 400.000 Teilnehmer:innen im Alter von 40 bis 70 Jahren erfasst.1,3 Über eine Verlinkung zu Datenbanken der Krankenhäuser sowie Krebs- und Todesregistern konnte ein Follow-up der Gesundheit der Patient:innen erfolgen.1,3
Ziel der Studie war es herauszufinden, ob ein Zusammenhang zwischen Ernährungsweisen mit unterschiedlichem Fleischkonsum und dem Risiko, an Krebs zu erkranken, besteht.3 Hierfür wurden 472.377 Proband:innen, ohne Krebserkrankung bei Studienaufnahme, anhand eines Fragebogens in verschiedene Ernährungskategorien eingeteilt.3 Diese unterschieden zwischen Personen mit regulärem Fleischkonsum (52,4 % bzw. 247.571), geringem Fleischkonsum (43,5 % bzw. 205.385), pescetarischer (2,3 % bzw. 10.696) und vegetarischer (1,8 % bzw. 8.685) Ernährung.3 Als reguläre Fleischesser:innen wurden dabei Personen bezeichnet, die mehr als fünf Mal pro Woche Fleisch essen, als geringer Fleischkonsum galt fünf Mal pro Woche oder weniger.3
Durchschnittlich 11,4 Jahre durchliefen die Proband:innen ein Follow-up: In insgesamt 54.961 Fällen wurde Krebs diagnostiziert.3 Darunter waren 5.882 Fälle von Darmkrebs, 7.537 Fälle von postmenopausalem Brustkrebs und 9.501 Fälle von Prostatakrebs zu verzeichnen.3
Im Folgenden werden die Ergebnisse nach Gesamtkrebsrisiko und den einzelnen untersuchten Krebsarten aufgezeigt.3 In jedem Falle nahm das Risiko bei geringerem Fleisch- oder Fischkonsum der Proband:innen ab.3
Gesamtkrebsrisiko3
Es zeigte sich, verglichen mit regulären Fleischkonsum, eine Abnahme des Gesamtkrebsrisikos bei geringem Fleischkonsum um 2 % (HR: 0,98; 95-%-KI: 0,96–1,0]), bei pescetarischer Ernährung um 10 % (HR: 0,90; 95-%-KI: 0,84–0,96) und bei vegetarischer oder veganer Ernährung um 14 % (HR: 0,86; 95-%-KI: 0,80–0,93).
Darmkrebs3
Bei Darmkrebs war das Risiko bereits durch einen geringeren Fleischkonsum deutlich reduziert: im Gegensatz zu regulärem Konsum nahm das Risiko um 9 % ab (HR: 0,91; 95-%-KI: 0,86–0,96). Bei Vegetarier:innen lag sogar eine Risikoabnahme von 22 % vor (HR: 0,78; 95-%-KI: 0,61–1,01).
Brustkrebs3
Für vegetarische Frauen wurde, im Gegensatz zu regulärem Fleischkonsum, ein um 18 % (HR: 0,82; 95-%-KI: 0,68–0,99) verringertes Risiko für Brustkrebs beobachtet. Nach Anpassungen der Werte konnte jedoch keine Signifikanz dafür bestätigt werden. Vielmehr schien es, dass ein niedrigerer Body Mass Index (BMI) bei den vegetarischen Probandinnen eine Rolle spielen könnte.
Prostatakrebs3
Bei pescetarischen Männern sank das Risiko für Prostatakrebs, verglichen mit einem regulären Fleischkonsum, um 20 % (HR: 0,80; 95-%-KI: 0,65–0,99), bei vegetarischen Männern sogar um 31 % (HR: 0,69; 95-%-KI: 0,54–0,89).
Anzumerken ist, dass die Ergebnisse auf einem Fragebogen zur Ernährungsform basieren, der nur einmal bei Aufnahme in die Datenbank – ohne Wiederholung – ausgefüllt worden ist.3 Somit wurden beispielsweise Änderungen des Fleischkonsums nicht berücksichtigt. Zudem wurde nur die Häufigkeit des Fleischkonsums abgefragt, nicht aber die Menge des Fleisches.3 Auch die Gesamternährung, wie gesund oder kalorienreich sie ist, wurde nicht einkalkuliert.3 Wie die Ergebnisse des Brustkrebs-Risikos gezeigt haben, spielen auch weitere Faktoren wie der BMI oder der Lebensstil eine wichtige Rolle.3
Die Studie gab Hinweise darauf, dass ein Fleischkonsum von mehr als fünf Tagen pro Woche mit einem erhöhten Krebsrisiko einhergehen kann.3 Bei einer vegetarischen Ernährung hingegen gab es die wenigsten Krebserkrankungen.3 Allerdings ist der Kausalzusammenhang nicht eindeutig, da auch Faktoren des Lebensstils (z. B. Rauchen) die Krebsentstehung beeinflussen könnten.3
Die Auswirkungen einer fleischlosen Ernährung auf das Krebsrisiko sollten durch weitere Studien, die etwa auch die Gesamternährung der Proband:innen mit einbeziehen, untersucht werden.
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