Forscher haben eine neue Therapie für Mukoviszidose-Patienten entwickelt, die drei Wirkstoffe miteinander vereint. Die Dreifachkombi wurde nun in einer Langzeitstudie getestet. Mit erfreulichen Ergebnissen.
Mukoviszidose – auch cystische Fibrose (CF) genannt – ist eine Stoffwechselstörung, bei der zäher Schleim die Atemwege der Lunge und innere Organe verstopft. In der Lunge behindert der Schleim die Atmung und es können irreversible Ausbuchtungen in den Bronchien, die sogenannten Bronchiektasen, entstehen. Bei Mukoviszidose ist das Gen für den Ionenkanal Cystic Fibrosis Transmembrane Conductance Regulator (CFTR) an der Oberfläche von Schleimhautzellen genetischt verändert. Dadurch funktioniert der Kanal gar nicht oder nur eingeschränkt. Zur Behandlung werden CFTR-Modulatoren eingesetzt, die die Funktion des defekten CFTR-Proteins verbessern.
Es gibt jedoch rund 2.000 verschiedene Mutationsformen des Kanals, weshalb eine gezielte Therapie nicht immer möglich ist. Wissenschaftler haben nun in einer Langzeitstudie eine Kombination der drei gängigen CFTR-Modulatoren Elexacaftor, Tezacaftor und Ivacaftor getestet. Dazu verabreichten sie Patienten, die unter unterschiedlichen CFTR-Mutationen litten, die Kombinationstherapie: Etwa 90 Studienteilnehmer wiesen die häufige F508del-CFTR-Mutation auf, ca. 45 Probanden trugen die Mutation auf beiden CFTR-Genkopien und 45 Studienteilnehmer zeigten Mutationen auf nur einer CFTR-Genkopie. Nach drei Monaten stellten die Forscher beachtliche Ergebnisse fest: Die gestörte Funktion des Ionenkanals konnte bei Betroffenen um durchschnittlich 40 bis 50 % gesteigert werden.
Doch die Ergebnisse hatten einen Haken: „Bisher wurde in diesen Studien die Lungenfunktion nur mittels Spirometrie ermittelt, ein Verfahren, dass die typischen funktionellen Veränderungen bei Mukoviszidose nur ungenau wiedergibt“, sagt Pneumologin Prof. Anna-Maria Dittrich. Das Forschungsteam entschied sich daher für ein Gasauswaschverfahren, um den sogenannten Lung Clearance Index (LCI) zu ermitteln.
Und auch dort zeigte sich der positive Effekt der Dreifachtherapie: Die Bestimmung zeigte, dass die Lungen der Probanden bis in ihre feinsten Verästelungen wesentlich besser belüftet werden konnten. Während der LCI bei den meisten Patienten vor Therapiebeginn deutlich erhöht war, zeigten 40 % der Patienten unter der Therapie einen LCI einer gesunden Person.
Um zu untersuchen, wie die Dreifachtherapie auf den Schleim in der Lunge wirkt, wurden die Studienteilnehmer anschließend mittels MRT untersucht. „Diese MRT-Untersuchungen konnten erstmals zeigen, dass mit der Dreifachtherapie die Schleimpfropfen in der Lunge deutlich reduziert werden“, sagt Prof. Marcus Mall von der Charité. Doch das war nicht alles: „Darüber hinaus liefern die Ergebnisse erste Hinweise, dass Entzündungs-bedingte Verdickungen der Bronchien zurückgingen“, so Prof. Mall.
„Im nächsten Schritt wollen wir herausfinden, wie sich die Behandlung langfristig auf die funktionellen und strukturellen Veränderungen der Lunge und das Fortschreiten der Lungenerkrankung bei Mukoviszidose auswirkt. Hierzu planen wir die Patienten sowohl ein als auch zwei Jahre nach Beginn der Dreifachtherapie erneut im MRT zu untersuchen sowie den LCI bestimmen“, sagt Pneumologe Dr. Simon Gräber, einer der Erstautoren der Studie. Die Forscher hoffen, dass die morphologischen Verbesserungen der Lunge nach einer längeren Behandlungszeit noch deutlicher werden. Sie vermuten weiterhin, dass der Effekt auf den LCI nach drei Monaten größer ist, als es die im MRT beobachteten Veränderungen in der Lunge vermuten lassen. Diese Hypothese soll nun in der angelaufenen Langzeitstudie überprüft werden.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Lungenforschung e.V. Hier findet ihr die Originalpublikation.
Bildquelle: Daniel Kudela, unsplash.