Menschen, die beruflich mit Asbest zu tun hatten, können noch Jahrzehnte später Tumoren entwickeln. Ärzte sollten bei Mesotheliomen des Hodens immer an eine Berufskrankheit denken, Diagnostik einleiten und die Erkrankung den Versicherungsträgern melden.
Die Verarbeitung von Asbestprodukten ist in Deutschland zwar schon lange verboten, trotzdem löst das Mineral immer noch zahlreiche Krankheiten aus. Ein Beispiel sind Mesotheliome – seltene, aber äußerst aggressive Tumoren, die fast ausschließlich durch das Einatmen von Asbest ausgelöst werden. Sie betreffen beispielsweise den Herzbeutel, das Rippen- oder Bauchfell, oder noch seltener die Tunica vaginalis des Hodens. Laut Angaben des Robert Koch-Instituts erkrankten 2016 mehr als 1.300 Personen in Deutschland an einem Mesotheliom.Trotz radikaler Operation besteht bei den Patienten eine hohe Sterberate.
Die Vermutung liegt nahe, dass die Dunkelziffer von Mesotheliomen der Tunica vaginalis sogar noch höher ist, als bisher bekannt. Ein Mesotheliom des Hodens muss, wie alle anderen Mesotheliome auch, immer als Verdacht auf das Vorliegen einer Berufskrankheit den Unfallversicherungsträgern gemeldet werden.
In den Jahren 2014 bis 2020 wurden dem Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin in Castrop-Rauxel insgesamt fünf Mesotheliome der Tunica vaginalis des Hodens zur Beurteilung vorgelegt. Im Vorfeld der Operation gab es keinen Verdacht auf eine Asbestexposition. Erst die histopathologische Aufarbeitung führte zur Diagnose einer asbestbedingten Tumorerkrankung.
Aufgrund der hohen Rate an Zufallsbefunden eines Mesothelioms des Hodens sollte eine histopathologische Untersuchung von entferntem Gewebe aus ärztlicher Sicht daher der Goldstandard sein.
Asbest wird schon sehr lange als feuerfestes Material verwendet. Seit 1993 ist das krebserzeugende Mineral in Deutschland weitestgehend verboten. Da jedoch zwischen dem Kontakt mit Asbest und dem Auftreten von Erkrankungen mehr als 50 Jahre vergehen können, werden weiterhin auch neue Fälle von Mesotheliomen diagnostiziert.
Überwiegend sind Männer in höherem Alter betroffen, die beruflich mit Asbest gearbeitet haben. Diese sind auch aktuell noch gefährdet. Als Berufsgruppen sind u.a. Schlosser, Schweißer, Elektriker, Kraftfahrzeugtechniker und Fliesenleger zu nennen. Bereits geringste Asbestexpositionen können ausreichen, um ein Mesotheliom auszulösen. Daher besteht bei jedem Mesotheliom grundsätzlich der Verdacht auf das Vorliegen einer Berufskrankheit.
Dieser Beitrag basiert auf einer Pressemitteilung der Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund (IfADo). Die Originalpublikation haben wir euch hier und im Text verlinkt.
Bildquelle: Shivendu Shukla, unsplash