Eine seltene Variante des nicht-kleinzelligen Lungenkarzinoms ist aufgrund einer Mutation resistent gegen verfügbare Medikamente. Ein individuelles Behandlungsschema soll helfen.
Unter den nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinomen ist die EGFR-Exon-20-Mutation mit ungefähr einem bis zwei Prozent aller Fälle sehr selten. EGFR steht für Epidermal Growth Factor Receptor (Epidermaler Wachstumsfaktor-Rezeptor); Exon 20 bezeichnet eine bestimmte Region des Gens, in der ein Genstück eingefügt ist. Die seltenen, von dieser Genveränderung getriebenen Tumoren sind gegenüber bisher zugelassenen Medikamenten resistent und bedeuten für Betroffene eine mittlere Überlebensprognose von ungefähr 18 Monaten. Dass Tumoren mit der Exon-20-Mutationen so selten sind, erschwert die Suche nach therapeutischen Fortschritten zusätzlich.
Häufig ist die Diagnose nur durch die Anwendung allerneuester Sequenzierungsmethoden möglich. Zwölf führende thoraxonkologische Zentren haben jetzt solche Methoden in einer deutschlandweiten Kooperation eingesetzt. Sie verfolgen das Ziel, maßgeschneiderte und effektivere Behandlungsoptionen für Patienten mit der seltenen Mutation zu identifizieren. Mit interdisziplinärer Expertise in Klinik, Molekularpathologie und Bioinformatik – vernetzt im Deutschen Zentrum für Lungenforschung (DZL) – konnten 118 Patienten umfassend charakterisiert werden.
Die Ergebnisse der Untersuchung hat das Team kürzlich im European Journal of Cancer publiziert. Den Forschern ist gelungen, gleichzeitige TP53-Mutationen als einen neuen molekularen Risikofaktor zu identifizieren und die Rolle der immunologischen Tumormikroumgebung für das Patientenüberleben aufzuschlüsseln. Petros Christopoulos, Universitätsklinikum Heidelberg und Nationales Centrum für Tumorerkrankungen, hat die Studie geleitet und ist Erstautor der Publikation. Er kommentiert: „Die Wechselwirkung der genetischen Tumoreigenschaften mit dem Immunsystem steht im Fokus unserer Forschung, weil sie den Schlüssel zur Heilung darstellt.“
Albrecht Stenzinger, Leiter des Zentrums für Molekularpathologie der Universität Heidelberg, wo die meisten Gewebeuntersuchungen durchgeführt wurden, erläutert: „Die umfassende und integrierte Analyse molekularer und klinischer Daten von Patienten mit Lungenkrebs schafft die Voraussetzung für ein verbessertes Verständnis der Tumorbiologie und für weitere therapeutische Fortschritte.“ Neben personalisierten Behandlungsstrategien können die tiefgreifenden Analysen ein erster Schritt sein, um Änderungen am Design künftiger klinischer Studien vorzunehmen. Zudem liefern sie eine Blaupause für verbesserte Modellsysteme in der Grundlagenforschung.
Dieser Artikel basiert auf einer Pressemitteilung des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen. Die Studie haben wir euch hier und im Text verlinkt.
Bildquelle: Kenny Eliason, Unsplash