Gute Fachkräfte werden in der Pflege händeringend gesucht - aber nur die Wenigsten finden sie. Hier gibt es enormen Bedarf an Innovationen.
Der allgegenwärtige Personalmangel in der Pflege stellt sowohl Kliniken als auch Pflegeeinrichtungen vor große Schwierigkeiten und zwingt sie hauptsächlich aus Mangel an Alternativen dazu, auf teure Dienstleistungen etwaiger Zeitarbeitsunternehmen zurückzugreifen. Diesem Trend verpasst auch die Corona-Pandemie mit allen ihren Folgen keinen Abbruch, denn während die Anzahl an Beschäftigten in Arbeitnehmerüberlassung seit Ausbruch rückläufig ist, bleibt sie im Bereich der Pflege stabil bei zwei Prozent. Doch diese vermeidliche Lösung stellt sich seit mehreren Jahren nicht nur als Trugschluss, sondern auch als Teufelskreis heraus:
Wie die Zeitarbeit Probleme bereitet
Auf den ersten Blick erscheint es für viele Arbeitnehmer attraktiv, sich für eine befristete Anstellung in Zeitarbeit und gegen eine Festanstellung bei der Einrichtung zu entscheiden. Viel zu lange schon werden die Beschwerden über schlechte Arbeitsbedingungen – insbesondere die unflexiblen Arbeitszeiten sowie die viel zu geringen Gehälter – ignoriert. Hier scheint die Zeitarbeit eine Abhilfe zu schaffen, in dem sie feste Dienstzeiten und in vielen Fällen auch mehr Gehalt bietet. In Wahrheit intensiviert sie jedoch nur weiter was eh schon lange schiefläuft.
Die logische Konsequenz des hohen Anteils externer, teilweise besser gestellter Arbeitnehmer ergibt sich in der daraus resultierenden steigenden Unzufriedenheit bei den Festangestellten, die für weniger Geld tendenziell mehr und zu schlechteren Zeiten arbeiten. Hinzu kommt ein mühsames Einarbeiten der Zeitarbeitskräfte, obwohl diese in der Regel nur wenige Wochen bis Monate vor Ort bleiben. Diese Umstände sind Gift für die Arbeitsmoral in den jeweiligen Häusern, da so kontinuierlich Personal überbeansprucht und an anderer Stelle bevorzugt wird. Der Kreis schließt sich spätestens, wenn Festangestellte aufgrund zuvor genannter Arbeitsumstände ebenfalls in die Zeitarbeit wechseln und sich das Rad von vorn dreht. In der Hoffnung, davon zu profitieren, rutschen die neuen Leiharbeiter in eine Spirale aus ständigem Häuserwechsel, mühevoller Einarbeitung und frustrierend langen Arbeitswegen.
Was wird dagegen getan?
Um diesen Entwicklungen entgegenzuwirken werden – auch in der Politik – die Stimmen, die sich für ein generelles Verbot von Arbeitnehmerüberlassung in der Pflege aussprechen, immer lauter. Was daraufhin entstand ist eine hitzig geführte Debatte, jedoch keine klare Lösung für das bestehende Problem: Der stetig wachsende Pflegebedarf in Deutschland wird nicht gedeckt.
Was das für drastische Ausmaße annehmen kann, zeigt die Prognose des Instituts der Deutschen Wirtschaft. Hier wird davon ausgegangen, dass bis zum Jahr 2035 allein 307.000 Pflegekräfte im stationären Bereich fehlen werden.
Der Versuch der Politik im Zuge der Konzertierten Aktion Pflege, einen erheblichen Zuwachs der Auszubildenden mit Hilfe der Zusammenlegung aller Pflegeberufe zu einer modernisierten, generalistischen Ausbildung zu erzielen, trägt bisher nur sehr zarte Früchte. Verblüffend dabei: Das Interesse an Ausbildungsberufen im Pflegebereich ist so hoch wie nie zuvor und auch immer mehr Männer entscheiden sich für eine Karrierelaufbahn in diesem Sektor. Obwohl die Bemühungen groß sind und auch erste Umsetzungsberichte leichten Optimismus verbreiten, bedarf es wohl noch sehr viel Zeit und Anstrengungen, ehe sich der Pflegestandard in Deutschland auf einem zufriedenstellenden Niveau befindet.
Hier sind wir an einem Punkt, an dem es innovative und effektive Lösungen verlangt, um diese Problematik zumindest mittelfristig bewältigen zu können, da Einrichtung per se weder über die nötigen Ressourcen, noch über das Know-How verfügen um ausreichend viel qualifiziertes Personal zu rekrutieren. Langfristig muss eine Steigerung der Attraktivität aller Pflegeberufe die klare Zielsetzung sein.
Was wir tun können
Wo Zeitarbeit Probleme bereitet und Politik hinterherhinkt müssen innovative Wege her, um die immer größere Versorgungslücke sowie die dazukommenden Renteneintritte der älteren Pflegekräfte abzufangen.
Ein Ansatz, der sich bisher als sehr hilfreich erwiesen hat, ist den bestehenden Arbeitsmarkt über die Grenzen dieses Landes hinaus zu erweitern. Hier warten zahlreiche gut ausgebildete Fachkräfte, die aufgrund schlechter Arbeitsbedingungen und geringer Bezahlung bereit sind, ihre Heimat für eine bessere Perspektive in Richtung Deutschland zu verlassen. Damit können sie einen erheblichen Beitrag zur Bekämpfung des Personal-Vakuums leisten. Hier gilt es die bürokratischen Hürden gezielt zu erleichtern und die potenziellen neuen Arbeitnehmer tatkräftig bei der Jobsuche zu unterstützen.
Viel Potenzial liegt ebenfalls in der hohen Anzahl an Pflegehelfern in unserem Land, die bereits sehr viel Erfahrung im Bereich der Pflege mitbringen, zuletzt aber große Schwierigkeiten hatten geeignete Arbeitsplätze zu finden, da eine Übersättigung am Arbeitsmarkt zu erkennen ist. Ein umfangreiches Angebot an Weiterbildungen kann hier helfen gleich zwei Probleme zu bewältigen, in dem man zum einen qualifizierte Fachkräfte im eigenen Land gewinnt und zum anderen die Arbeitslosigkeit im Pflegehilfsbereich reduziert. Weitere Infos zu dieser Thematik finden Sie hier.