Vier nicht medikamentöse Verfahren könnten zur Linderung von Lymphödemen beitragen. Das zeigt eine aktuelle Analyse.
Im Auftrag des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) haben Wissenschaftler des Instituts für Evidenz in der Medizin am Universitätsklinikum Freiburg die Frage untersucht, ob sich durch nicht medikamentöse Verfahren die Symptome eines fortgeschrittenen Lymphödems lindern lassen. Sie kommen zu dem Ergebnis, dass es für vier Maßnahmen Anhaltspunkte für einen Nutzen im Hinblick auf einzelne patientenrelevante Endpunkte gibt und zwar für:
Die vom IQWiG mit der Bewertung beauftragte Freiburger Expertengruppe untersuchte den Nutzen und Schaden sowie die Wirtschaftlichkeit nicht medikamentöser Behandlungen von fortgeschrittenen Lymphödemen (ab Stadium II) – unabhängig von ihrer Ursache. Zusätzlich berücksichtigte sie ethische, soziale, rechtliche und organisatorische Fragen.
Dabei gilt die komplexe physikalische Entstauungstherapie aktuell als die Standardtherapie zur Behandlung von Lymphödemen. Sie besteht aus fünf verschiedenen Komponenten: der manuellen Lymphdrainage, der Kompressionstherapie, entstauungsförderndem Sport oder Bewegungstherapie, Hautpflege und Aufklärung beziehungsweise Schulungen zur Selbsttherapie.
Die Autorengruppe konnte 23 Studien identifizieren, in denen ein breites Spektrum an nicht medikamentösen Verfahren bei fortgeschrittenem Lymphödem untersucht wurde. Die meisten Studien (20 von 23) untersuchten Frauen mit Brustkrebs. Die Studien verglichen in der Regel Kombinationen von verschiedenen Interventionen wie manuelle Lymphdrainage, Kompressionsbandagierung oder Sport miteinander. Die Experten identifizierten allerdings keine Studie, die die komplexe physikalische Entstauungstherapie in ihrer Gesamtheit untersuchte. Zu operativen Verfahren fanden sie lediglich eine Studie, in der die Betroffenen in der Interventionsgruppe einem vaskularisierten Lymphknotentransfer unterzogen wurden. Letztlich zeigte die Auswertung der Studien keine klare Überlegenheit für eine oder mehrere bestimmte Therapien.
Anhaltspunkte für einen Nutzen im Hinblick auf einzelne patientenrelevante Endpunkte konnte die Forschergruppe aber für die Kompressionsbehandlung, Heimprogramme, den vaskularisierten Lymphknotentransfer sowie die intermittierende pneumatische Kompression ableiten. Eine vollständige Nutzen-Schaden-Abwägung war dabei in der Regel allerdings nicht möglich, da die wenigsten Studien unerwünschte Ereignisse erhoben. Auch ist die Übertragbarkeit der Ergebnisse limitiert, weil die für den Bericht als relevant identifizierten Studien nahezu ausschließlich Betroffene mit Arm-Lymphödem nach Brustkrebstherapie untersuchten.
Dieser Artikel basiert auf einer Pressemitteilung des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Die Originalpublikation haben wir euch hier und im Text verlinkt.
Bildquelle: Dim Hou, unsplash